Nach innen lauschen

Und Wunder entdecken

Nach innen lauschen

Manchmal, wenn bei mir vor Schmerzen gar nichts mehr geht, dann stelle ich mir vor, dass ich mich irgendwo verstecke. In Gedanken teste ich dann verschiedene Verstecke durch. Das kann auch ein Ort sein, der gar nicht hier auf der Erde ist, zum Beispiel ein Planet nur für mich: Er ist ganz klein, so dass ich in ein paar Minuten einmal drumherum spazieren kann. Und er ist rundum grün bewachsen. Da lege ich mich dann eine Zeit lang in die warme Sonne.

 

Aber manchmal bringt es mir keine Entspannung, mich dorthin zu versetzen und dann probiere ich weiter in Gedanken durch, was sich gut anfühlen könnte. In meinem Zuhause auf dem Land hatte ich mich manchmal unter einem Stein im Garten versteckt. Und in letzter Zeit verstecke ich mich öfters in der Wand: Wo ich im Moment wohne, sind die Wände sehr dick und ich stelle mir dann vor, dass direkt neben mir in der Wand ein winzig kleiner Raum ist, nicht größer als ein Schuhkarton. Er ist ganz schön und freundlich eingerichtet – warm und hell und gemütlich. Wenn ich in dieses Zimmerchen hineinkrieche und mich auf das Sofa dort lege, dann entspannt sich mein Körper sofort.

 

Heute wollte ich es genauer wissen. Was ist das eigentlich, was meinen Körper in manchen Verstecken so sehr beruhigt? Wenn ich für solche Fragen nach innen lausche, dann kommen immer wieder ganz überraschende Erkenntnisse zum Vorschein...

 

Das Versteck in der Wand tut mir genauso gut wie damals mein Versteck unterm Stein im Garten: Irgendwie hatte es sich immer beruhigend angefühlt, dass ich einerseits zuhause war, aber gleichzeitig eben nicht zuhause war: Mein Kater Timmi hätte an meinem Stein vorbeistreifen und mich wahrnehmen können. Und sich daneben legen können, ganz nah bei mir. Aber falls Leute gekommen wären, hätte mich niemand bemerkt, obwohl ich da war. Niemand konnte mich sehen, niemand konnte mich ansprechen, mich irgendwas fragen oder von mir wollen. Weil niemand wusste, dass ich da war. Manchmal habe ich mir vorgestellt, dass mich jemand suchen könnte und alle Zimmer nach mir absuchen würde: Er würde dann einfach zu dem Schluss kommen, dass ich nicht zuhause bin und gleich wieder verschwinden.

 

Solche Verstecke lassen meinen Körper entspannen. Aber da ist irgendwie noch mehr. Das, was ich bisher identifiziert habe, trifft es noch nicht ganz, warum das so ist – irgendwas fehlt noch. Ich möchte also noch ein bisschen tiefer in diese besonderen Orte hineinhorchen…

 

Ah, jetzt wird es mir klarer: Wenn ich für andere unsichtbar bin, dann gilt das gar nicht nur für ihre Blicke. Sondern für alles, was von anderen Menschen kommt. Ja, jetzt kann ich es erkennen: Ich sehe den Lärm der Welt. Wie er überall herumschwirrt. Als Schwingungen, die eigentlich unsichtbar sind – aber genau die kann ich jetzt sehen. Sie verlaufen wie Milliarden von Wollfäden kreuz und quer durch die Welt. Es sind so viele, dass man sich keinen Millimeter mehr bewegen könnte, wenn das wirklich alles echte Fäden wären. Weil das Netz so dicht ist, dass es so gut wie gar keine Zwischenräume mehr gibt: Die Trilliarden von Telefonaten, Filmen, Radiosendungen, Chats, die ganzen echten Schallwellen von lauten Maschinen und Motoren und die Informationsflut aus diesem brechend vollen Internet. Aber auch alle Gespräche und Gedanken – dieses ganze Gewirr füllt die Welt mit einer Unmenge von Schwingungen.

 

Die beobachte ich jetzt eine Weile lang einfach nur aus meinem Versteck in der Wand. Und dann fällt es mir auf: Ich bin wie ein Radio, das alle diese Schwingungen gleichzeitig empfängt. Sie alle durchdringen mich, wenn ich da draußen in der Welt bin. Und wenn ich mich dagegen verstecke und mich für andere unsichtbar mache, dann bin ich als Empfängerin dieser vielen Infos nicht mehr anwesend und die „Aussendungen“ anderer Menschen können mich nicht mehr erreichen. Ich bin dann einfach nicht mehr da, um sie zu empfangen. Jedenfalls fühlt es sich genau so an: Das ist es, was meinen Körper so beruhigt. In meinem Versteck in der Wand bin ich ganz für mich allein, ohne diesen Lärm. Und genau das lässt meinen Körper so entspannen.

 

Aber muss ich immer erst hierher flüchten? Kann ich mich nicht irgendwie auch in der Welt da draußen wohl fühlen? Das frage ich mich – und genau in diesem Moment treffe ich ganz spontan eine Wahl:

 

Ich möchte ungestört sein.

 

Aaaaahhh – ein Aha-Moment! Den meine Energie sofort registriert, das spüre ich. Denn plötzlich lichtet sich das Schwingungs-Gewirr. Es tritt in den Hintergrund, oder nein… es wird verschluckt, wie von einem schwarzen Loch. Wie ein Bermuda-Dreieck ist meine Realität für die Schwingungen von anderen auf einmal nicht mehr erreichbar: Hier bei mir enden sie jetzt einfach im Nichts. Und während sie verschwinden, kommen nach und nach meine eigenen Schwingungen zum Vorschein und ich kapiere plötzlich: Kein Wunder, dass ich die gar nicht mehr wahrnehmen konnte. Denn sie sind nur hauchdünn und ganz hell grau, fast durchsichtig. Und es sind winzig kleine Schwingungen – richtige „Mikroschwingungen“ im Vergleich zu dem lärmenden, knallbunten Schwingungs-Chaos, das gerade eben noch den ganzen Raum ausgefüllt hatte. Das war wie dicke Kurven, Kringel und Schlangenlinien, die mit den fettesten Eddings gezogen wurden. Meine Schwingungen sind dagegen nur ganz, ganz feine, blasse Bleistiftlinien.

 

Aber diese zarten Wellen sind wunderschön und jetzt sehe ich, dass sie immer da waren und dass sie überall sind. Sie waren bloß verdeckt vom Lärm der Welt. Jetzt liegen sie frei und nun ist meine gesamte Realität erfüllt von meinen Schwingungen. Ich kann sie sogar hören: Wie ein himmlischer Chor mit unendlich vielen, zarten Stimmen, singen sie eine einzigartige und so vertraute Musik, die nur für mich existiert. Und sie ist gleichzeitig ein Singen und ein warmes, überglückliches Lachen: Mareike! Endlich, endlich siehst du uns wieder – wir haben dich so sehr vermisst!

 

Und jetzt spüre ich: In dieser Ungestörtheit – wenn wirklich nur meine Energie hier ist – da entspannt sich mein Körper. Mit dieser Welt ist er kompatibel. Sie wirkt für ihn wie ein Wellnessbad, in dem er automatisch ins Gleichgewicht findet. Es tut ihm so gut, dass er sogar rückwärts altert: es verjüngt ihn!

 

Aaahhhh, wie gut, dass ich nach innen gelauscht habe, so dass ich dieses Wunder entdecken konnte!

 

   

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Luisa (Samstag, 18 März 2023 19:21)

    Oh wie wunderschön!
    Ich kenne beides so gut. Das Verstecken und Unerreichbar-Sein für andere und auch die meine Energie-Welt.
    So toll, wie du die Worte dafür findest. Danke!

  • #2

    Mareike (Samstag, 18 März 2023 19:36)

    Liebe Luisa,
    stell dir vor, der gesamte Planet wäre nur von den wirklich authentischen Schwingungen der Menschen erfüllt: Alles wäre immer wunderschön, ohne dass man sich erst in irgendwelchen Verstecken wieder sortieren müsste. Ich möchte hier sein, um dazu beizutragen. Und es ist so gut zu wissen, dass da noch andere sind mit ihrer unverstellten, einzigartigen Energie - wie du! Danke!

  • #3

    Claudia (Montag, 20 März 2023 08:18)

    Danke, dass du deine Erkenntnisse mit uns teilst!
    Mir geht es in der Natur besonders gut. Ich lebe auf beim zarten Kiewiet eines Austernfischers, wenn der Wind durch meine Haare streicht oder die Sonne sanft meine Haut wärmt. Mit deinem Bild der zarten Schwingungen verstehe ich das jetzt nochmal mehr als vorher. Ich bin nicht nur weit weg von von dem lauten Netz an meinem Rückzugsort, sondern umgeben von anderen gleichzarten aufbauenden Schwingungen.

  • #4

    Mareike (Montag, 20 März 2023 08:33)

    Ja, Claudia, wirklich natürliche Natur ist auch mein absoluter Favorit! Bloß leider fühle ich mich draußen kaum noch ungestört: Während der Coronakrise muss sich meine Empfindlichkeit noch verstärkt haben, denn seit der Flugverkehr wieder losging, höre ich plötzlich jedes einzelne verdammte Flugzeug röhren und egal wo ich bin, erlebe ich kaum mal fünf Minuten ohne eins am Himmel. Falls es bei dir tatsächlich keine gibt, sag mir bitte Bescheid, falls du eine ruhige Wohnung für mich weißt!