Der leichte Weg

Deine Energie für dich arbeiten lassen

Das Leben leichter nehmen

Wenn ich mir meine vergangenen Erfahrungen mit etwas Abstand anschaue, dann kommt es mir manchmal so vor, als ob mein Leben schon vom Anfang bis zum Ende existiert. In einer perfekten Version, wie ein perfektes Gemälde. Dann wirkt es für mich so, als ob dieses Kunstwerk mit allem möglichen Dreck zugemüllt ist und dass es für mich nur darum geht, es frei zu legen, so dass es von mir genau so gelebt werden kann, wie es eigentlich gemeint war. Damit meine ich nicht, dass es vorbestimmt ist, so wie jemand, der an Schicksal glaubt, es erleben würde. Nein, denn auch die verdreckten Versionen meines Lebens stehen mir die ganze Zeit als Potenziale zur Verfügung. Aber am Ende führen doch alle Versionen – die perfekte und die zugemüllten – zum selben Ergebnis: Alle enden in absoluter Erfüllung. Und ich, als der Mensch Mareike, kann wählen, auf welchem Weg ich zu diesem Ziel kommen möchte: auf einem anstrengenden, unangenehmen Weg oder auf dem leichten, perfekten Weg. Und weil das bestimmt verwirrend klingt, will ich versuchen, es genauer zu beschreiben.

 

Meine Schmerzen haben bewirkt, dass ich mein Leben so wahrnehme. Denn immer wieder, hunderte Male, haben sie mich so brutal in die Mangel genommen, dass meine Kraft nur noch für einen ganz dünnen, nächsten Atemzug ausreichte. Und immer erst dann, in diesen Tiefpunkten, in denen ich keine Möglichkeiten mehr für mich sehen und nichts mehr wollen konnte, wurde plötzlich mein perfekter Weg sichtbar. Bis dahin konnte ich ihn nicht erkennen, weil ich zu verwirrt war von zu vielen anderen Eindrücken. Erst hier, in dieser absoluten Stille, zeigte sich mir mein perfekter Weg als der einzige, der übrig blieb. Und dann konnte ich auch sehen, dass er in Wahrheit schon die ganze Zeit da war und mir immer zur Verfügung gestanden hatte. Aber das fiel mir erst auf, als alle anderen Wege ausgeblendet waren.

 

Vielleicht fragst du dich, wieso ich diesen Weg überhaupt wieder verlassen habe, wenn er doch so goldrichtig ist? Das passierte einfach, ich konnte das gar nicht verhindern und das ist bis heute so. Am Anfang war ich genau deshalb oft verzweifelt: Oh nein, was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Wo bin ich falsch abgebogen, wo ist diese wunderschöne Leichtigkeit hin? Aber mit der Zeit konnte ich sehen, dass ich überhaupt nichts verkehrt mache, wenn diese magische Klarheit immer wieder verschwindet: Es liegt daran, dass mein Weg nicht einfach auf einer Linie von A nach B verläuft. Sondern er führt mich in alle Richtungen gleichzeitig, er läuft in die Weite: in eine erweiterte Version von mir selbst. Und die Erweiterung ist auch nicht nach außen, sondern sie geht nach innen: Ich werde innerlich immer weiter, immer tiefgründiger, immer beseelter – von meinem wirklichen Ich.

 

Aber so einen merkwürdigen Weg sind wir Menschen überhaupt nicht gewohnt, schon gar nicht unser Verstand. Er denkt: Okay, hier ist also dieser Weg, auf dem alles perfekt und richtig ist – da werden wir einfach genau so und so weiter vorgehen, um sicherzustellen, dass wir ihn auch bloß nie wieder verlieren. Aber solche Regeln gelten nicht in unserer seelischen Entfaltung. Sie kann nicht Schritt für Schritt abgearbeitet werden, sondern sie kann nur zugelassen werden. Und das kann ich selbst bis heute oft erst dann, wenn alle anderen Wege versperrt sind. Aber das ist in Ordnung, ich bin nun mal ein Mensch. Und ich weiß, dass ich immer wieder auf meinem leichten Weg landen werde, früher oder später kommt er aus meinem Inneren wieder auf mich zu: Dann zeigt er sich mir als das einzige Potenzial, das wie maßgeschneidert zu mir passt. Und jedes Mal, wenn ich ihn wiederfinde, bin ich so unendlich erleichtert und überglücklich: Von einer Sekunde auf die nächste ist dann plötzlich alles wieder klar. Und dann erkenne ich erst, wie sehr ich kurz vorher noch im Dunkeln getappt habe. Wie ich versucht habe, mich mit Kompromissen abzufinden oder mich zu verbiegen und anzupassen an Zustände, mit denen ich es mir so unnötig schwer gemacht habe. Und jetzt endlich entspannt sich alles in mir und ich weiß sofort wieder, dass ich mir vertrauen kann und dass die richtigen Dinge auf mich zukommen werden. Dass ich nichts dafür tun brauche – denn so läuft das Leben nun mal auf meinem perfekten Weg.

 

Ich möchte dir von einem Moment in meinem Leben erzählen, der das alles noch viel besser verdeutlicht. Er war so schön und er hat mich tief berührt. Bis heute ist er für mich ein besonderes Schlüsselerlebnis. 

 

Also. Ich wohnte noch in dem kleinen Häuschen mit dem riesigen, wunderschönen Garten, zu dem auch ein paar Hektar Wald gehörten. Alle Grundstücke in der Gegend waren ziemlich groß, allerdings stand das Nachbarhaus direkt an der Grundstücksgrenze, mit nur ein paar Metern Abstand zu meinem eigenen Häuschen. Als ich einzog, wohnte dort nebenan Malte, ein freundlicher Typ. Wir freundeten uns gleich ein bisschen an und anfangs war es zwischen uns sehr schön und harmonisch. Aber ohne dass es einen bestimmten Auslöser gab, kippte die Stimmung mit der Zeit irgendwie und ich fühlte mich immer unwohler in Maltes Nähe. Nach einer Weile wirkte er nur noch grimmig und wenn wir uns über den Weg liefen, grüßte er mich von sich aus überhaupt nicht mehr, sondern nur noch dann, wenn ich ihn ansprach. Irgendwann hörte ich auch damit auf und so lebten wir bald mehr oder weniger wortlos nebeneinander her.

 

Bis eines Tages etwas passierte, von dem ich noch nicht ahnte, was es für mich bedeuten würde: Maltes Sohn zog bei ihm ein. Er war knapp zwanzig und leider: hatte er oft Freunde da und sie liebten sehr laute Musik. Und er zog ausgerechnet genau in das Zimmer, das am nächsten zu meinem Haus und Garten lag. Was dann folgte, waren mehrere Jahre, in denen ich und auch andere Nachbarn sich immer wieder, Tag und Nacht, von viel zu lauter Musik und hässlichem Gegröle extrem gestört fühlten. Viele Male schlurfte ich nachts im Schlafanzug nach drüben, um um Ruhe zu bitten. Erst viel später rief auch mal jemand die Polizei und nach und nach wurden die Störungen seltener und schwächer. Aber jetzt nützte selbst das nichts mehr, weil meine Nerven inzwischen so überstrapaziert waren, dass mein Puls schon hochging, wenn ich nur die sperrangelweit geöffneten Fenster nebenan sah. Ich fand einfach keine Ruhe mehr.

 

Bis zu dem magischen Tag, an dem ich zurück auf meinen perfekten Weg fand... Ich erinnere mich noch genau. Ich hatte irgendwas gearbeitet und wollte eine Pause machen. Ich setzte mich aufs Sofa in meinem Wohnzimmer – und hörte Musik: von drüben! Mein Wohnzimmer lag auf der entgegengesetzten Seite meines Hauses, weiter weg konnte ich diesem schrecklichen Gewummer also gar nicht entkommen. Sofort ging mein Puls hoch. Ich konnte das einfach nicht mehr ertragen – ich wollte weinen oder schreien, ich war es so unendlich leid!

 

Aber sofort stresste mich noch eine andere Stimme in mir: Mein Häuschen war nämlich inzwischen verkauft worden und der neue Besitzer wollte es irgendwann selbst nutzen. Es erschien mir also so überflüssig, mich jetzt noch aufzuregen, obwohl meine Tage hier ja sowieso gezählt waren. Die würde ich doch wohl auch noch irgendwie durchstehen, oder? Andererseits: Der neue Eigentümer hatte es nicht so eilig – vielleicht würde ich am Ende doch noch ein paar Jahre hier wohnen bleiben? Aber könnte ich diesen Stress mit dem Lärm überhaupt noch mehrere Jahre ertragen? Nein, etwas musste passieren. Etwas musste unbedingt passieren, so ging es einfach nicht weiter. Und dann dachte ich nicht mehr nach und stürzte nach draußen. Ich lief rüber und knallte von außen das Fenster zu, aus dem die Musik dröhnte. Dann brüllte ich nach drinnen: „Verdammt nochmal, ich will eure scheiß Musik nicht in meinem Wohnzimmer hören!!!“ Bisher hatte ich noch niemals in so einem Ton mit meinen Nachbarn gesprochen. Sondern immer nur: „Könntet ihr bitte…“ und „Wärst du so freundlich…“ Aber mein Wutausbruch half auch nichts, denn ich sah Maltes Sohn drinnen an seiner E-Gitarre – er schaute gar nicht auf – und dann: reckte er mir stumm seinen Stinkefinger entgegen! Und im selben Moment schrie jemand aus einem anderen Fenster: „Halt die Fresse, Mensch!!!“ Ich flüchtete sofort panisch zurück in mein Wohnzimmer und fragte mich, ob ich gleich umkippen würde: Das alles war einfach viel, viel, viel zu viel für mich. Mein Herz wummerte in meinen Ohren, ich wusste nicht mehr, wohin mit meiner Verzweiflung und stand eine Weile lang einfach nur in völliger Schockstarre herum. Was waren das für Leute? Warum sind die ausgerechnet hier, direkt vor meiner Nase??!!

 

Kurz darauf hatte ich mich in meinen Standard-Stressmodus zurückgezogen: mit Ohrstöpseln und Decke über dem Kopf, in Schmerzen zusammengekrümmt auf meinem Sofa. Aua. Aua. Aua. Ich war so fertig, ein absoluter Tiefpunkt. Es ging so einfach nicht weiter. Ich war am Ende – mit meinen Nerven und mit meinem Latein. Ich konnte nicht mehr kämpfen und nicht mehr denken, also ließ ich mich fallen in den ganzen Horror dieser unerträglichen Situation. Aua. Aua. Aua.

 

So lag ich ewig da auf meinem Sofa. Anfangs mit Herzrasen und schriller Panik im Kopf. Und irgendwann döste ich dann halb weg. Und wirbelte so gedämpft weiter durch all diese aufgewühlte Gruseligkeit. Nach und nach versank ich nur noch in einer dunklen, schmerzenden Schwere.

 

Bis ich plötzlich innerlich aufschreckte: und mich auf meinem perfekten Weg wiederfand. Er lag einfach da vor mir und ich hörte ihn aus mir sprechen. Er sagte nur einen Satz. Der alles veränderte:

 

Ich wünsche mir – Frieden.

 

Dieser Satz kam nicht aus meinem Verstand. Der hätte ihn auch überhaupt nicht verstanden, weil er nicht einfach wörtlich zu verstehen war. Nein, dieser Satz kam von mir selbst, aus meinem tiefsten inneren Sein. Und seine Worte waren nur zu verstehen zusammen mit dem Bild, das sich gleichzeitig in mir zeigte: Ich sah dieses riesige, wunderschöne Naturgrundstück – das viele Grün all der Büsche und Bäume und den Wald. Und mir wurde bewusst, wie friedlich das alles in Wahrheit war. Wie all die Pflanzen und Blätter und Äste und Bäume und Tiere mir eigentlich mich selbst widerspiegelten. Sie strahlten mich an, voller Freude darüber, für mich da zu sein. Aber ich hatte das gar nicht mehr mitgekriegt und ich konnte nichts mehr davon genießen, weil all der aggressive Lärm diesen Frieden zerstört hatte.

 

In diesem Moment wusste ich, dass ich diesen Frieden bekommen würde: Ich wusste plötzlich, dass ich dieses traumhafte Grundstück bald ganz ungestört genießen könnte. Ich wusste es einfach – weil das auf meinem perfekten Weg lag, auf den ich in diesem Moment zurückgefunden hatte. Und genau so kam es: Nur einige Monate später zogen Malte und sein schrecklicher Sohn weg. Und es zog sogar niemand Neues mehr drüben ein! So dass mir noch fast zwei Jahre blieben, in denen ich endlich ganz für mich mein friedliches Paradies genießen konnte – aaaaah, was für eine himmlische Ruhe...

 

Im Nachhinein erscheint mir diese Situation mit den lauten Nachbarn so richtig: All die Jahre hatte ich schon wieder ganz vergessen, wie grenzenlos meine „Schöpferkraft“ eigentlich ist. Dieser Stress von nebenan hatte mich beeinträchtigt und beschnitten, weil ich selbst mich für so viel kleiner und unbedeutender gehalten hatte, als ich es wirklich bin – dabei dreht sich doch in Wahrheit meine gesamte Realität nur um mich: Sie kennt keine zu großen Wünsche. Wie sollte sie auch, denn sie besteht nur aus meiner Energie. Und die möchte nichts lieber, als mir zu dienen, indem sie mir alles liefert, was mich glücklich macht. Das tut sie sofort, sobald ich das zulasse.

 

Mit meiner Geschichte möchte ich dich ermutigen, dir deine eigenen Wünsche wirklich bewusst zu machen. Wonach sehnst du dich eigentlich? Oder wo machst du Kompromisse, die gar nicht nötig wären? Bitte nimm dir Zeit, um diese wichtigen Fragen für dich zu klären. Du wirst sofort wissen, wenn du auf deinen leichten Weg stößt, denn in dem Moment brauchst du nur noch Ja sagen und mit deinem Verstand aus dem Weg zu gehen – der Rest läuft dann von ganz allein. Diese Erfahrung ist so magisch, dass ich mir von ganzem Herzen wünsche, dass du sie auch machst.

 

 

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Kommentare: 10
  • #1

    Robert (Mittwoch, 25 Januar 2023 15:10)

    Hallo Mareike,
    weil mein Leben momentan zum Verzweifeln ist, bin ich zufällig auf auf dich gestoßen.
    Beim Durchlesen deiner Coachingseite, und anschließend deines Blogs, bin ich wirklich sehr berührt worden.
    Auch wenn ich nicht immer Alles verstehen kann, so habe ich doch noch nie einen so Schönen, Reinen, Ehrlichen und mit Hingabe verfassten Aufschrieb gelesen.
    Schade das sowenig Kommentare eingestellt sind, Bitte mache so weiter.
    Danke
    Rob

  • #2

    Mareike (Mittwoch, 25 Januar 2023 15:15)

    Lieber Rob,
    vielen, vielen Dank für dein soo schönes Feedback und deine Ermutigung!
    Ich bin auch ein bisschen traurig, dass so selten mal ein Kommentar kommt. Ich weiß nicht, ob meine Texte kaum jemand liest oder ob sie nur heimlich, also ohne Kommentar, gelesen werden? So oder so, ich schreibe weiter, wann immer ich Lust dazu habe.
    Alles Liebe von Mareike

  • #3

    Fini (Dienstag, 31 Januar 2023 20:13)

    "Wir sind zur rechten Zeit am am rechten Ort und alles ist arrangiert und wir sind dankbar dafür..."
    Ich liebe diese Leichtigkeit...�‍♀️ flussaufwärts schwimmen wäre viel zu schwer. Die Strömung trägt uns ganz von alleine ☀️

  • #4

    Mareike (Dienstag, 31 Januar 2023 20:49)

    Ja, genau so wundervoll leicht geht es - Danke, Fini!

  • #5

    Rick (Freitag, 03 Februar 2023 17:46)

    JA! deine Texte werden gelesen. LG

  • #6

    Mareike (Freitag, 03 Februar 2023 17:49)

    Toll, Rick! Danke fürs Bescheid sagen!

  • #7

    Dani (Sonntag, 05 Februar 2023 07:18)

    Deine Texte gehen sehr tief.
    Schwer in Worte zu fassen.
    Für Menschen wie mich die eine ähnliche Tiefe in ihrer Seele jemals gespürt empfunden haben ist es wie ein Wissen un die Kraft die in uns lebt.

  • #8

    Mareike (Sonntag, 05 Februar 2023 07:49)

    Danke, liebe Dani. Ich fühle mich geehrt, dass ich jemanden wie dich mit meinen Worten berühren kann.

  • #9

    Karen (Freitag, 17 Februar 2023 11:59)

    Liebe Mareike,
    auch ich kann nur sagen: Ja, deine Texte werden gelesen☺️
    Ich hab deinen Blog Anfang letzter Woche entdeckt – und gönne mir gerade immer mal wieder ein Häppchen. Da sind so viele Aha-Momente, so viel "Woow, das ist echt für mich geschrieben..." und gleichzeitig werden auch meine Widerstände und anerzogene Zweifel im Verstand aktiviert. Hach, einfach nur danke, dass du dich entschieden hast dein Inneres mit "der Welt", mit uns, mit mir zu teilen.
    Namasté Karen

  • #10

    Mareike (Freitag, 17 Februar 2023 12:01)

    Ooooh, ich freue mich so sehr über dein Feedback, Karen! Und dass du dich berühren lässt! Und Bescheid sagst! - Danke!