Jetzt bin ich hier
Mein Leben steht immer noch ganz still, äußerlich hat sich überhaupt nichts geändert. Aber innerlich ist alles in Bewegung und das wurde ausgelöst durch mein Schreiben hier in meinem Blog. Und jetzt ist da noch ein Erlebnis, das ein großer, ganz einschneidender Moment für mich war – nämlich meine erste Begegnung mit meinem seelischen Ich: mein seelisches Erwachen. Davon möchte ich jetzt erzählen.
Diese Erfahrung ist schon fast 17 Jahre her. Damals lebte ich noch in Hannover und absolut alles an mir und meinem Leben war völlig anders als heute: Ich arbeitete selbstständig als Cutterin, als Kameraassistentin und als Medienpädagogin. Mein Leben gefiel mir. Meine Jobs waren gut bezahlt, ich hatte viel Freizeit, ich reiste viel und hatte tolle Freunde. In meiner Erinnerung war mein Leben vor allem voll: Mein Terminkalender quoll über von Aktivitäten – ich war ständig unterwegs, hatte immer Programm und traf soo viele Leute.
Aber dann, im März 2006, wurde alles anders. Es fing damit an, dass ich zufällig ein Buch entdeckt hatte: „Wishcraft: Lebensträume und Berufsziele entdecken und verwirklichen“, von Barbara Sher. Eigentlich war ich ja überhaupt nicht auf der Suche nach Veränderung, aber irgendwas an diesem Buch hatte mich angezogen. Vielleicht am meisten die Autorin selbst, weil sie so sehr für ihre Botschaft brannte: Sie meinte, dass jeder Mensch sein Leben als absolut erfüllend und beglückend erfahren könnte, dazu bräuchte er es einfach nur perfekt passend auf sein einzigartiges Wesen zuschneiden. Und weil man dazu erstmal wissen muss, was die eigene Einzigartigkeit ausmacht, ging es in dem Buch vor allem darum, das zu klären. Es war also ein Arbeitsbuch, mit dem man seiner besonderen Natur auf den Grund kommen sollte.
Mich faszinierten die vielen Fragen darin und ich wurde neugierig: Was wohl in meinem Fall zum Vorschein kommen würde? Also verbrachte ich mehrere Wochen damit, alle Aufgaben aus dem Buch so ehrlich und gründlich wie ich konnte zu beantworten. Das brachte mir einige interessante Erkenntnisse, aber vor allem wurde eine Sache sehr schnell deutlich: Mein momentanes Leben war überhaupt nicht mein Traumleben. Im Gegenteil: Je mehr ich mich mit meinen wirklichen Interessen beschäftigte, desto mehr wunderte ich mich, wie ich eigentlich zu all dieser Filmarbeit gekommen war – sie bedeutete mir gar nichts. Und gleichzeitig kam genau das, was mir wichtig war, überhaupt nicht in meinem Leben vor. Das erschreckte mich – mit so einem Ergebnis hatte ich gar nicht gerechnet.
Vor allem eine bestimmte Erinnerung hatte mich tief berührt. Sie ging zurück in meine Kindheit, als ich noch eine kleine Grundschülerin war. Ich erinnerte mich, dass ich abends oft nicht einschlafen konnte, weil ich so voller Sorgen war: Atomraketen, Hunger, Armut, Umweltzerstörung, Tierquälerei, Kriege, Ungerechtigkeit, saurer Regen – diese vielen Probleme in der Welt machten mich unendlich traurig und hoffnungslos. Ich verstand nicht, wie die Erwachsenen dieses ganze Leid zulassen konnten. Wie konnten sie überhaupt noch fröhlich sein? Ich erinnerte mich, dass mein Kummer in einer Nacht so erdrückend wurde, dass ich einen Plan schmiedete: Mir war klar, dass Kinder in der Welt nichts zu sagen hatten. Aber sobald ich erwachsen wäre, wollte ich selber die Dinge in die Hand nehmen, falls bis dahin wirklich noch niemand etwas unternommen hätte. Dann würde ich dafür sorgen, dass sich alle Menschen von der ganzen Welt an einem großen Ort versammeln. Dorthin würden sie alles mitbringen: alles Geld, alles Essen, alle Kleidung, alle Kühe, alle Hühner, alle Möbel, alle Autos, alle Fahrräder – einfach alles, was sie besaßen. Anschließend würden sich alle in einem Kreis aufstellen und ein paar Helfer würden diese vielen Sachen ganz gerecht unter den Menschen aufteilen. Sobald alles verteilt war, könnten alle wieder nachhause gehen – und endlich wäre Ruhe und Frieden.
Ich weiß noch, dass diese Entscheidung mich so sehr beruhigt hatte, dass mich meine Sorgen danach nie wieder quälten. Das Thema war einfach durch und für mich war es völlig logisch, dass ich mich erst als Erwachsene wieder damit beschäftigen brauchte.
Und jetzt war ich längst erwachsen – ich war 32 – und hatte das nicht getan. Sondern stattdessen Filme gemacht, die ich bedeutungslos fand. Als ich mich an meinen Plan von damals erinnert hatte, fand ich ihn im ersten Moment einfach nur niedlich. Aber es war fast so, als ob der Kummer plötzlich wieder genauso da war, wie ich ihn als Kind empfunden hatte. Als hätte die Verdrängung in diesem Moment ihre Wirkung verloren, sie funktionierte nicht mehr. Und das war doch auch kein Wunder, denn all diese Probleme hatten sich ja nur verschärft und kein einziges war verschwunden. Mir wurde klar, dass sich mein Leben in Zukunft mit ihrer Lösung beschäftigen sollte.
Etwas Genaueres fiel mir dazu allerdings nicht ein und das frustrierte mich, je länger ich mit dem Buch arbeitete. Ich überlegte wie besessen, wie ich dazu beitragen könnte, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Aber es war egal, was ich mir ausmalte – jedes Mal musste ich mir nach einer Weile doch wieder eingestehen: Nein, das wäre zwar ganz nett, aber ein Traumleben, so wie Barbara Sher es beschreibt, wäre das auch nicht. Irgendwann war ich richtig verzweifelt deswegen. Denn jetzt hatte ich nun mal diese vielen Erkenntnisse über mich selbst ans Licht geholt – da konnte ich doch gar nicht mehr weitermachen wie bisher, oder? Aber mir wollte einfach nichts Neues einfallen, egal wie sehr ich darüber grübelte. Der Zustand machte mir Angst, so dass ich sogar schon bereute, dass ich das Buch überhaupt gelesen hatte: Irgendwie hatte ich mein Leben doch damit erst recht kaputt gemacht, oder? Denn jetzt ging ja gar nichts mehr und ich stand ganz mit leeren Händen da.
Ich erinnere mich noch genau, wie ich mit diesen düsteren Gedanken auf meinem Küchensofa hockte, als mir auf einmal eine leise Idee kam: Hmmm… Könnte ich mir vielleicht selbst so eine Frage wie in diesem Buch stellen? Eine, die noch tiefer geht? Und obwohl ich eigentlich sicher war, dass auch das nichts bringen würde, machte ich trotzdem die Augen zu und fragte mich ganz spontan: Was würde ich denn wählen, wenn ich auf der ganzen Welt der einzige Mensch wäre, der überhaupt irgendwas entscheiden könnte? Und in diesem Moment passierte etwas mit mir. Es war, als ob ich plötzlich in eine andere Realität gebeamt wurde – anders kann ich es nicht beschreiben, denn es war einfach eine absolut surreale Erfahrung: Plötzlich fand ich mich in einer fremden Umgebung wieder. Dort sah ich mich einerseits von außen, also wie ein Bild, das ich anschaute, obwohl ich mich gleichzeitig so fühlte, als ob ich wirklich dort wäre:
Ich stand auf einer Bühne, mit ein paar Helfern bei mir. Vor mir blickte ich in eine sehr große Menschenmenge. All diese vielen Leute guckten mich an. Und genau in diesem Moment – mir war nicht klar, ob ich überhaupt etwas sagte oder einfach nur da stand – veränderten sich ihre Gesichter: Im ersten Moment sahen diese Menschen noch sehr verschlossen und unglücklich aus, aber dann auf einmal öffneten sich ihre Gesichter – es war, als ob all diese Menschen plötzlich erwachten. Als wäre ihnen etwas ganz Entscheidendes klargeworden – und zwar durch mich. Ich hatte ihnen irgendwas mitgeteilt und auf einmal wirkten sie unendlich erleichtert: Jetzt lachten und strahlten sie alle! Ich weiß nicht, was ich ihnen sagte. Aber das spielte auch keine Rolle, denn viel wichtiger war das Gefühl, das ich in dieser Situation empfand: Ich wusste, dass ich hier gerade das erlebte, wozu ich in dieses Leben gekommen war. Ich wusste: Das bin ich, dafür bin ich hier. Mein Herz wurde warm und weit, ich war voller Freude und alles hier war einfach absolut stimmig und richtig. Aber gleichzeitig war ich auch schockiert, weil das so völlig anders und so viel größer war als all die vielen Ideen, die ich seit Tagen in meinem Kopf hin und her gewälzt hatte. Ich wäre niemals auf das hier gekommen! Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass es etwas geben könnte, bei dem ich mich so erfüllt und lebendig fühlen würde!
Und das – wars auch schon damit, denn einen Moment später saß ich wieder an meinem Küchentisch, in meiner ganz normalen Welt. Und sofort fing mein Herz an zu rasen: Was war das denn??!! Oh Gott, jetzt werde ich verrückt. Sind das etwa Wahnvorstellungen? Größenwahnvorstellungen? Plötzlich machte mir das alles Angst. Aber dann stoppte ich mich selbst: Nein. Ich bin nicht verrückt. An dieser Vorstellung war überhaupt nichts verkehrt oder gestört. Es ging doch überhaupt nicht um Macht oder sonst irgendwelche kranken Absichten. Nein, dieses Bild war einfach nur wunderschön, und zwar für alle Beteiligten.
Ich wollte nicht in Panik ausbrechen. Ich wollte diesen magischen Moment nicht als einen Fehler betrachten, sondern als ein Geschenk: Mein Rätsel, das mich so gequält hatte, war beantwortet worden, und zwar gründlichst. Und ich dachte: Ich verstehe zwar nicht, wo dieses Erlebnis plötzlich herkam, aber wenn es irgendeine Möglichkeit für mich gibt, dieses Bild wahr werden zu lassen, dann möchte ich alles tun, was in meiner Macht steht, um es zu verwirklichen.
Aber dann spürte ich, dass das nicht ganz stimmte. Es war noch nicht ganz richtig so. Nein – denn jetzt könnte ich gar nicht mehr damit leben, dass dieses Bild nur vielleicht wahr werden könnte. Wenn etwas in mir solche Visionen erzeugen konnte, die dann aber unerreichbar blieben – nein, so ein Leben wollte ich nicht. Ich wusste, dass ich mich jetzt, nachdem ich diese Möglichkeit gesehen hatte, nie wieder für irgendwas anderes begeistern könnte. Absolut nichts, was ich mir ansonsten vorstellen konnte, bedeutete mir noch etwas. Also entschied ich: Ich will das oder gar nichts. Ich will glauben, dass es möglich ist, so große Träume zu verwirklichen. Ich will diese Mareike werden – und sonst nichts. Und da spürte ich, dass ich meine Entscheidung getroffen hatte und dass sie galt: Ich spürte, dass das gesamte Universum sie registriert hatte. Aaaaaah… jetzt war es gut.
Und in diesem Moment entspannte ich mich, denn ich wusste, dass ich nicht nur nichts tun brauchte, sondern dass ich auch gar nichts tun konnte, um diese Vision zu verwirklichen. Denn dazu hatte sie sich einfach viel zu groß angefühlt – übermenschlich groß. Aber ich war voller Vertrauen, dass ich genau aus der Quelle, die dieses Erlebnis bewirkt hatte, auch erfahren würde, wie ich dorthin kommen würde. Diese Quelle fühlte sich auch gar nicht weit weg an – das war nicht ein Gott oder Engel oder irgendwelche Geistwesen, die mir eine Botschaft übermittelt hatten. Nein, sie kam direkt aus mir selbst. Das war ich – dieser Teil von mir war mir bisher bloß nicht bewusst gewesen und ihm zum ersten Mal zu begegnen war überhaupt das Bewegendste an dieser magischen Erfahrung gewesen.
Was als Nächstes passierte, möchte ich nur kurz zusammenfassen: Ich ließ meine Filmjobs auslaufen und machte die Prüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie. Aber dann, ein halbes Jahr nach meinem Erlebnis, stoppte plötzlich alles. Ich war 33 Jahre alt und alles, was bis dahin in meinem Leben entstanden war, löste sich innerhalb von wenigen Monaten in Luft auf. Denn das war der Moment, in dem meine chronischen Schmerzen anfingen: Auf einmal, von einem Tag auf den anderen, waren sie da und blieben. Und sie waren so stark, dass sie es mir unmöglich machten, überhaupt noch zu arbeiten. Auch für meine Hobbies hatte ich keine Kraft mehr. Durch die Schmerzen wurde ich extrem empfindsam, so dass ich auch die Menschen in meinem Leben immer weniger ertragen konnte. Bald wollte ich am liebsten nur noch allein sein. Mich im Bett oder auf dem Sofa verkriechen, möglichst ganz ohne Außenreize: Kein Gespräch, kein Licht, keine Musik, kein Buch, keine Geräusche, sondern nur für mich allein, liegend in Totenstille und Dunkelheit – das war der einzige Zustand, den ich noch ertragen konnte. Aus der Stadt mit ihrem Lärm musste ich bald flüchten und so landete ich irgendwann auf dem Land, in dem kleinen Häuschen am Waldrand.
Anfangs war in mir nur Panik. Ich verstand nichts mehr: Wo war meine wunderschöne Vision geblieben? Das hier war doch das absolute Gegenteil davon? Ich ging zu allen möglichen Ärzten, Heilpraktikern und Heilern – nichts half. Aber obwohl meine Situation von außen betrachtet wirklich schrecklich aussah, war da die ganze Zeit auch ein Teil in mir, der sich überhaupt nicht wunderte, dass kein Arzt etwas fand und niemand mir helfen konnte. Weil ich insgeheim wusste, dass mit mir nichts verkehrt war. Dass das alles nicht im Gegensatz zu meinem Traum stand, sondern dass es in Wahrheit der direkte Weg dorthin war.
Es war, als ob mit meinem seelischen Erwachen auch etwas in meinem Körper erwacht wäre: eine ungeduldige Lebenskraft, die mich erfüllen wollte. Sie drängte und zwang mich, zu wachsen und mich auszudehnen. Mit der Zeit erkannte ich: Immer dann, wenn ich in meinem Bewusstsein klein und unbedeutend blieb, spürte ich diese Selbstbegrenzung als unerträglichen Schmerz. Der zwang mich, meine Vorstellung von mir selbst immer wieder zu erweitern. Und wenn ich heute zurückschaue, dann erscheint es mir auch völlig logisch, dass diese Entwicklung früher oder später in meine Erleuchtungserfahrung münden musste.
Aber auch damit endeten der Druck und die Schmerzen nicht. Ich spürte, dass diese innere Kraft noch viel weiter in mein wirkliches Leben, in meine menschliche Realität strömen wollte. Und hier wurde sie von noch viel mehr Begrenzungen blockiert, nämlich von denen, die in der Welt um mich herum ganz selbstverständlich waren. Die durchschaute ich zwar und ich teilte sie nicht mehr. Trotzdem passte ich mich ihnen an, indem ich klein und unauffällig blieb. Indem ich mich zurückhielt und versteckte. Aber so oft tat das nur noch weh, so dass ich Stück für Stück auch damit aufhören musste: Ich konnte meine eigene Lebendigkeit nicht mehr in diese Begrenzungen einzwängen – auch dann nicht, wenn meine Veränderung den Menschen um mich herum überhaupt nicht gefiel.
Eine Raupe verpuppt sich irgendwann, um sich in einen Schmetterling zu verwandeln. Dazu wird sie bei lebendigem Leib komplett demontiert und „umgebaut“ in ein ganz neues Lebewesen. Falls sie Gefühle hat, muss das für sie wie Folter sein. Aber sie kann nicht entkommen, sie ist gefangen in ihrem Kokon. Der gibt sie erst dann wieder frei, wenn sie bereit ist zu fliegen. Genau so empfand ich die Jahre nach meinem Erwachenserlebnis, und das bis heute: Einerseits ist es fast unerträglich, aber dann auch immer wieder so erfüllend, wenn ein Stück mehr von mir, wie ich wirklich bin, zum Vorschein kommt und in mein Leben hineinströmt: Jedes Mal spüre ich dann wieder mit absoluter Sicherheit, dass ich direkt auf meinem Weg bin.
In meiner Vision von mir auf der Bühne ging es ja darum, dass ich etwas zu geben habe, das anderen weiterhilft. Damals wusste ich nicht, was das sein könnte, ich konnte noch nicht mal erkennen, ob ich überhaupt etwas gesagt hatte. Aber nach und nach machte alles Sinn: Ich erkannte, wer ich als Mensch in Wahrheit bin – dass das so viel mehr und so viel kostbarer ist als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Und indem ich dieses Wissen mit der Welt teile, kann ich ihr helfen, zu dem zu finden, was sie so dringend braucht: Selbstliebe. Und mir wurde auch klar, dass es nicht darum geht, alle Menschen zu erreichen. Denn viele haben überhaupt kein Bedürfnis, sich seelisch zu entfalten, und denen wollte ich mich auf keinen Fall aufdrängen. Aber ich spürte, dass es auch viele Menschen gibt, die sich nach mehr sehnen – nach mehr von sich selbst. Für diese Menschen möchte ich hier sein mit meinem neuen Bewusstsein. Für die, die sich davon angesprochen fühlen.
Bisher hatte ich mich noch etwas zurückgehalten, hier von meiner inneren Vision zu erzählen – von mir auf der Bühne, vor so vielen Menschen. Weil diese Vorstellung einfach so riesengroß ist im Vergleich zu dem zusammengeschrumpften Leben, in dem ich jetzt feststecke. Es ist doch nur lächerlich, wenn ich immer noch behaupte, dass ich dieses Bild für realistisch halte, obwohl mein Leben genau gegenteilig aussieht, oder? Diesen Widerspruch verstand ich ja selbst nicht und deshalb wollte ich niemanden mit etwas belästigen, das so eindeutig blödsinnig ist. Aber dann dachte ich: Moment mal – ich weiß doch, wie meine Realität entsteht: dass sie immer mit dem Bewusstsein anfängt. Mein Bewusstsein ist der Bauplan, der meine Realität bestimmt. Also muss doch zuerst ich selbst davon überzeugt sein, dass ich diese Mareike aus meiner Vision bin. Vorher kann sich diese Überzeugung doch gar nicht in meiner Realität widerspiegeln. Wenn ich das erst dann glauben will, wenn meine Welt auch genau so aussieht, dann kann ich ewig warten. Ich selbst halte die Verwirklichung meines Traums also irgendwo weit weg in der Zukunft – und nur ich kann sie in mein jetziges Leben hineinlassen. Aber wie bloß? Dem bin ich gerade auf den Grund gegangen…
Ich sehe mich hier auf der Erde, die mir so unerträglich erscheint. Für mich ist sie einfach viel, viel zu kalt und zu laut. Die hässliche Stadt und dann vor allem die Menschen, mit denen ich mich oft so unwohl fühle. Ich habe den Eindruck, dass sie gar nicht wirklich hier sind, sondern in ihre Smartphones vertieft rennen sie hektisch hin und her. In ihren Gesichtern sehe ich nur Leere. Sie haben keine Ahnung, wer sie wirklich sind und es scheint sie auch gar nicht zu interessieren. Stattdessen sind sie gierig auf der Jagd nach dem nächsten Kick. Ich spüre ihre Energiespielchen und ihre unaufrichtige Art, mit der sie sich gegenseitig manipulieren. Ich passe nicht hierher, mit diesen Menschen möchte ich nichts zu tun haben: Wir sind einfach nicht kompatibel. Aber trotzdem sind sie überall. Oh nein, jetzt wälzt sich auch noch eine grölende Horde betrunkener Fußballfans ins Bild!
Ich beobachte das alles aus einem Versteck: Ich bin in einem engen, sehr hohen Turm. Da ganz unten drin stehe ich hinter der verschlossenen Tür. Nach oben ist der Turm offen, so dass ich den Himmel sehen kann. Ich kann mich nicht entscheiden, welchen Ausgang ich nehmen soll: Die Tür aufmachen und in die lärmende Menschenmasse rausgehen – oder nach oben flüchten und den Planeten verlassen? Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Ich kann doch jetzt nicht abhauen – was ist mit meiner Vision? Aber da raus gehen? Ich finde die Welt da draußen so unendlich abstoßend, dass schon der Gedanke daran totalen Stress in meinem Körper auslöst. Nein, niemals…
Aber dann kommt mir eine Idee. Oben raus kann ich ja immer noch. Aber ich könnte ja nur in meiner Vorstellung mal probeweise in die Masse raus gehen. Es kann mir ja nicht wirklich was passieren. Ich kann mich ja nicht wirklich zu Tode ekeln. Also trete ich zur Tür hinaus, mitten hinein in diese lärmende Menge, die mich überhaupt nicht bemerkt. Ich stehe einen Moment gequält da herum, ganz klein und verloren. Ich fühle mich schrecklich unwohl.
Aber dann passiert etwas ganz Unerwartetes: Überall zwischen diesen Grobianen tauchen plötzlich ganz zarte, feine, zierliche Menschlein aus der Masse auf. Sie haben mich gesehen und huschen von allen Seiten auf mich zu: Sie hatten sich genauso vor dieser kalten Welt versteckt wie ich. Jetzt, wo sie mich sehen, trauen auch sie sich hervor und sie suchen sofort meine Nähe. Plötzlich sind wir sehr viele – beseelte, sensible, helle Wesen. Jetzt haben wir also Gleichgesinnte gefunden, so dass wir bleiben können. Um etwas ganz anderes anzufangen als das, was bisher hier auf der Erde so getrieben wird.
Aaaaah… jetzt wird mir klar, dass irgendwer den ersten Schritt in die Welt hinaus machen muss: Irgendjemand muss den Anfang machen. Alle, die sich genauso versteckt halten wie ich, warten darauf, dass jemand hervortritt und vorangeht – jetzt, in dieser Zeit, in der alles so düster und verloren aussieht.
Das möchte ich sein. Das wollte ich doch immer sein.
Ich öffne also jetzt die Tür und trete nach draußen. Ich mache mich jetzt sichtbar. Ah, warte: Ich klettere auf eine Bühne, dann kannst du mich besser sehen…
So. Jetzt bin ich hier.
Siehst du mich?
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Robert (Sonntag, 29 Januar 2023 19:30)
es ist unglaublich wie mich deine Worte berühren.
Ich habe ähnliches als Kind erlebt, meine Seele hat meinen Körper verlassen und diesen aus weiter Entfernung gesehen.
Ich bin den weltlichen Religionen nicht wirklich zugetan, dennoch wurde mir dabei klar, das der Mensch nicht nur aus Materie besteht.
Das habe ich bis heute nicht vergessen.
Auf jeden Fall schaue ich regelmäßig in deinen Blog und freue mich aus Neues.
Lieben Gruß
Rob
Mareike (Sonntag, 29 Januar 2023 19:57)
Wie schön ist deine Nachricht, Rob! DANKE!
Claudia (Sonntag, 29 Januar 2023 21:43)
Liebe Mareike,
ja, i c h s e h e d i c h !
Dein Blog ist für mich so anregend! Bin schon auf den nächten Beitrag gespannt.
Herzliche Grüße von Claudia
Mareike (Sonntag, 29 Januar 2023 22:06)
Liebe Claudia! Wie schön, dass du da bist, ich winke dir zu!
Luisa (Montag, 30 Januar 2023 00:02)
Oh ein riesengroßes JA!
Danke für dein Hervortreten und Voranschreiten.
Mareike (Montag, 30 Januar 2023 08:24)
Aah – so gerne, liebe Luisa!
Hildegard (Montag, 30 Januar 2023 09:38)
Deine wunderbare Geschichte kommt mir auch vertraut vor! So kann Erwachen ----- bleiben! - Ich fühle mich als Schwester, zusammen sind wir stark! Darum lese ich gern den Blog von Dir!
Mareike (Montag, 30 Januar 2023 09:43)
Da ist ja noch jemand! Hallo, Hildegard, ich freue mich, dass du da bist!
Marina (Samstag, 25 Februar 2023 09:12)
Ich sehe dich�❤️
Mareike (Samstag, 25 Februar 2023 09:14)
Oh, wie schön! Danke, liebe Marina!
Julia (Mittwoch, 05 April 2023 14:49)
Liebe Mareike,
von Herzen danke für diese Zeilen. Mir kullern die Tränen und ich bin tief berührt. Ich bringe gerade auch mein ganzes Wesen und Sein zum Ausdruck und es kommt immer mehr. Und manchmal ist es einfach überwältigend.
So schön zu wissen, dass es Gleichgesinnte gibt.
Liebe Grüße aus Köln, Julia
Mareike (Mittwoch, 05 April 2023 14:53)
Liebe Julia, vielen Dank für deinen lieben Gruß! Ich freue mich sehr, dass auch du zu meiner Webseite und meinem Blog gefunden hast! Ja, oft ist es unglaublich intensiv, wenn wir unser wirkliches Selbst auf die Welt bringen. Trotzdem machen wir einfach weiter damit. Herzliche Grüße zu dir!
Roswitha (Freitag, 12 Mai 2023 15:11)
Liebe Mareike,
vielen herzlichen Dank das Du deine Gechichte hier mit uns teilst. Ich war tief berührt davon und konnte mich in jeder Zeile von dir wiederfinden, so als wäre ich ein Double von dir! Es begann bei mir vor 3 Jahren und der Prozess scheint jetzt so langsam zum Abschluss zu kommen. Kein Stein ist mehr auf dem anderen geblieben und es war eine schlimme und chaotische Zeit bis zum Jetzt und Hier! Das Schönste ist, dass ich auf der langen Reise zu mir selbst gefunden habe und zur Selbstliebe. Mein "früheres" Leben war nicht schlecht, aber fremdgesteuert und ich in einem Hamsterrad sitzend. Nachdem der "Schleudersitz" mich rauskatapultiert hatte, war ich zu nichts mehr fähig und alles erschien so sinnlos. Ich stellte mein ganzes Leben in Frage und war ein wandelndes Fragezeichen, dachte ich wäre nicht mehr normal, ja evnetuell verrückt geworden! Körperliche Beschwerden gesellten sich hinzu und ich dachte ernsthaft, ich würde diesen ganzen Prozess letztendlich nicht überstehen! Niemand zeigte Verständnis für mich und alle wendeten sich mit der Zeit von mir ab, weil ich nicht mehr die war, die sie kannten und nicht mehr so funktionierte, wie sie das gewohnt waren! Auch in der Familie erntete ich nur Kopfschütteln und Achselzucken, sowie mitleidige Blicke. Ich zog mich immer mehr zurück und flüchtete in die Einsamkeit des Waldes. Dort beruhigte ich mich komischerweise immer sehr schnell und kehrte nach vielen Stunden mit Ruhe im Herzen und Säcken voller aufgesammeltem Müll, der überall herumlag, zurück. Oft setzte ich mich völlig erschöpft von den Lebensumständen unter einen uralten Baum und schlief dort ein. Ich konnte richtig spüren, wie sich die Kraft des Baumes auf meinen Körper übertrug und das fühlte sich wunderbar an und ich empfand eine unendliche Liebe und Geborgenheit und das dies alles von einer "höheren Macht" ausgehen musste. Bei meinen Streifzügen durch die Natur entdeckte ich eine grenzenlose Verbundenheit zur Mutter Erde und begann mich für Pflanzenheilkunde zu interessieren und alles darüber zu lesen was ich finden konnte.
So eignete ich mir ein großes Wissen an, dass ich auch gerne an andere weitergebe. Ich erkannte dann bald, dass dies meine wahre Bestimmung und Berufung ist und gehe voll und ganz darin auf. Ich treffe oft im Wald interessierte Menschen die mich fragen, was ich denn da sammle und da gebe ich gerne Auskunft und freue mich sehr, mein Wissen mit anderen zu teilen.
Ich möchte mir jetzt einen eigenen Garten zulegen und Selbstversorger (Obst- und Gemüseanbau) werden. Ich habe heute neue, andere Freunde gefunden die auf der gleichen Wellenlänge wie ich schwingen und ein komplett neues Leben begonnen, das auf meine jetzigen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Ich empfinde sehr große Dankbarkeit das ich "erwacht" bin und verbeuge mich in Erfurcht und Demut vor dem Schöpfer, der mich, wenn auch erst in höherem Lebensalter auf diesen Weg geführt hat. Danke!
Mareike (Sonntag, 14 Mai 2023 08:27)
Liebe Roswitha,
ich freue mich, dass du dich in meinem Artikel so sehr selbst wiedergefunden hast! Und ich kann sooo gut nachvollziehen, dass du dich in der Natur so wohlfühlst und dass sie dich beruhigt und heilt. Und bitte bedank dich nicht bei einem Schöpfer außerhalb von dir, sondern bei dir selbst – ja wirklich, DU bist das! Alles Gute und ganz liebe Grüße zu dir!