Mein Liebesleben – Teil 5

Neue Liebespotenziale

Mein intimer Blog über mein Liebesleben

Nachdem meine Beziehung mit Bernd aus war, gab es wieder mehrere Jahre überhaupt keinen Mann in meinem Leben. Stattdessen erlebte ich etwas anderes in dieser Zeit, viele Male: Ich lernte jemanden kennen, verliebte mich und dann – passierte in der realen Welt nichts mehr. Aber ganz für mich, in meiner Fantasie, ging diese Liebe weiter.

 

Ein Psychologe würde das, was ich erlebte, vielleicht als „Zwangsgedanken“ diagnostizieren. Aber ich hatte gelernt, meiner Energie zu vertrauen: Wenn jemand in mein Leben kam, der mein Herz eroberte und mir anschließend einfach nicht mehr aus dem Sinn ging, dann vertraute ich mir, dass meine Gedanken daran genau das Richtige waren – ich ließ mich also völlig darauf ein. Tatsächlich blieb mir auch nichts anderes übrig, denn meine Schmerzen versperrten mir alles, was anstrengend war. Wenn es mich also Anstrengung und Konzentration kostete, mich von so einer Fantasieliebe abzulenken, dann versuchte ich es erst gar nicht – und tauchte stattdessen direkt mitten hinein.

 

Diese inneren Reisen brachten mir unbeschreiblich tiefgreifende Erkenntnisse. Sie lieferten mir Klarheit darüber, wer ich war und was ich wollte. Und durch sie lernte ich, meine Energie zu beobachten. Indem ich verschiedenste Möglichkeiten gedanklich antestete, konnte ich innerlich sofort wahrnehmen, wie meine Energie darauf reagierte – ob sie leicht und lebendig wurde oder eng und starr. Ich verbrachte also in diesen Jahren sehr viel Zeit damit, meine Potenziale zu erforschen.

 

Das klingt wahrscheinlich sehr abstrakt, also stell es dir so vor: Ich war in jemanden verliebt, aber nichts passierte. Früher wäre ich einfach auf denjenigen zugegangen und hätte ihm gesagt, was ich mir wünsche – ihn kennenlernen, ihn küssen, mit ihm schlafen – ich war da immer gleich ganz direkt gewesen.

 

Aber inzwischen war ich so extrem sensibel geworden, dass ich gleich spürte, wenn so ein Vorgehen nicht das Richtige war. Wenn es nicht auf meinem leichten Weg lag – denn dann wurde meine Energie sofort eng und schwer. Und so spürte ich in hunderte von Möglichkeiten hinein und auf diese Art öffnete ich mich extrem. Ich probierte Möglichkeiten aus, die ich früher nie in Erwägung gezogen hätte. Und immer erst dann, wenn ich all meine vergangenen Erfahrungen ignorierte, tat sich plötzlich ein Weg auf, bei dem sich meine Energie unendlich weit öffnete, so dass meine gesamte Realität jubelte: Ja! Dies ist mit Abstand die allerallerschönste Möglichkeit – die nehmen wir!

 

Und so fand ich bald heraus, dass ich mir noch größere Dinge für meine Liebeserfahrungen wünschte. Die Zärtlichkeit mit Bernd war himmlisch gewesen, aber der Beziehungsalltag die Hölle – klar, dass ich mir, was das betraf, etwas Schöneres vorstellen konnte. Aber sogar für meine Sexualität selbst stieß ich auf noch erfüllendere Potenziale: Mir wurde klar, dass das so besonders Schöne an ihr immer von mir gekommen war. Ich hatte es in all meine Beziehung mit eingebracht. Die Männer hatten dann mitgemacht – bei meiner ganz besonderen Art von Sexualität. Und besonders nach der langen Pause nach meiner Erleuchtung war ich nur noch Männern begegnet, die sehr, sehr offen dafür waren – so dass wir sie zusammen so sehr genießen konnten.

 

Aber im Vergleich zu mir waren auch diese Männer immer irgendwie passiv geblieben. Damit meine ich nicht, dass ich mir mehr Aktion oder Bewegung oder gar Akrobatik wünschte – nein, bloß nicht! Aber obwohl sich meine Partner wohl nie vorher so angstfrei gefühlt hatten wie in unserer Zweisamkeit, waren sie doch eher schüchtern im Bett. Im Vergleich zu mir fühlten sie sich nicht richtig wohl mit ihren Körpern und waren unsicher, ob sie alles richtig machten. Jetzt spürte ich: Es würde mir gefallen, wenn sie mehr dazu stehen würden, was sie eigentlich mögen. Und es war nicht so, dass ich das mit Bernd vermisst hatte. Aber jetzt, da ich all diese weiteren Möglichkeiten innerlich antestete – da erkannte ich plötzlich, dass mir das sogar noch besser gefallen würde. 

 

Ich selbst hatte diese Klarheit ja durchgehend: Ich spürte immer genau, was mein Körper wollte, weil er jedes Mal randvoll mit meinem wirklichen Ich war – ich fühlte also, was ich wirklich wollte. Aber so war das bei meinen Partnern nicht – das spürte ich deutlich. Für die Zukunft wünschte ich mir nun also jemanden, der eine genauso klare Verbindung zu seinen authentischen Wünschen hatte, wie ich sie kannte. Jemanden, der selbstbewusst war in Bezug auf seinen Körper und seine Lust und nicht gehemmt durch Scham oder Angst – aaaaah, das wollte ich!

 

Und das bekam ich! Ich war wieder für ein paar Tage mit meinem Auto unterwegs und lernte Jan kennen. Er hatte eine Art Straßencafé, das recht ausgestorben wirkte. Ich merkte sofort, dass er mich toll fand, denn das verbarg er erst gar nicht – oder falls es seine Absicht war, gelang ihm das jedenfalls kein Stück. Er wuselte die ganze Zeit um mich herum und fragte mich aus. Das fand ich unglaublich erfrischend und ich mochte ihn auf Anhieb. Sein Aussehen schien ihn nicht zu interessieren, was mir immer am Allerliebsten ist – er wirkte völlig natürlich und authentisch. Und bald schlug er vor, dass er mich ja vielleicht abends in meiner Ferienwohnung besuchen könnte?

 

Dann zeigte er mir eine paar schöne Naturfotos auf seinem Laptop und plötzlich – musste ich mich hektisch umschauen. Wow, was sagen die anderen Leute dazu – zu diesem unfassbar intensiven Duft hier in der Luft?! Aber wie schon bei Harald: niemand bemerkte ihn! Es war mein vertrauter Lieblingsduft aus Holz, Sonne, Haut, Erde, Wolle, Wald und Salz – und er stammte von Jan! Sofort wusste ich: Diesem Mann möchte ich unbedingt nah sein!

 

Wir quatschten noch eine Weile und dann wollte ich zurück in meine Unterkunft. Jan breitete mir zum Abschied seine Arme aus. Wir umarmten uns und dort, mit der Nase direkt an der Quelle, sagte ich: „Hmmm. Du riechst so gut.“ Da strahlte er und konkretisierte gleich seine Pläne für seinen Abendbesuch – nun stand also fest, dass er später zu mir kommen würde. Ich schwebte nachhause und war wieder mal so glücklich über meine Energie, die mir diese wunderschönen Situationen bescherte.

 

Als Jan dann abends auf meinem Sofa saß, ging alles ganz schnell. Und dann ging es soo schnell, dass ich Stop sagen musste! Das war zu schnell! Und Jan schaltete einen Gang runter. Oder zumindest einen halben.

 

Ich will zusammenfassen, was ich mit ihm erlebte: Es gab diese Nacht und ein paar Wochen später verbrachten wir eine weitere Nacht miteinander. Beide Nächte waren völlig anders als meine bisherigen sexuellen Erfahrungen. Denn Hemmungen, wie ich sie in all den bisherigen Männern wahrgenommen hatte, kannte Jan überhaupt nicht – uh!

 

Er machte einfach völlig sorglos das, wo seine Lust ihn hintrieb. Ohne das geringste Zögern oder Zweifeln gab er sich seiner eigenen Freude hin. Seiner Freude über mich – darüber, mich bei sich zu haben – und seiner Freude über sich selbst und seine Lust: Er war eine einzige Freude. Und die konnte er völlig frei ausleben, denn er war wirklich eins mit seinem Körper: Er spürte die ganze Zeit ganz genau, was ihm am meisten Genuss brachte. Es war nichts Künstliches daran, er spielte nicht eine Rolle, sondern ich spürte, dass er einfach nur absolut authentisch und echt war. Er machte einfach, was er wollte und wie er dabei aussah, war ihm egal. Und das Allerschönste: Er dachte zuerst an sich und nicht an mich. Genau wie ich hatte er ein tiefes Vertrauen, dass das, was ihn glücklich machte, in Ordnung war. Und ich ließ ihn nur zu gern alles mit mir machen, wozu er Lust hatte.

 

Diese Erfahrungen waren absolut neu für mich und Jan zu erleben, wie er völlig hemmungslos seiner Lust und Lebendigkeit folgte – schon das allein war etwas Wunderschönes. Aber seine Freude vermischte und verstärkte sich noch mit meiner eigenen – aaaah, das war unbeschreiblich schön.

 

Alles war also eigentlich wunderbar. Aber beide Male meldete sich früh morgens, wenn Jan eingeschlafen war, noch eine andere Stimme in mir. Die mich nicht schlafen ließ: Alles war so schnell gegangen. Das Tempo dieser Sexualität mit Jan – im Vergleich zu meiner Art war es rasant. Und weil alles von Anfang an so schnell ging, war mir eine Sache überhaupt nicht aufgefallen – erst jetzt sah ich es: Meine magische Liebes-Trance, wenn meine Seele in mich einströmt – das war komplett ausgefallen. Das gab es diesmal einfach nicht, nicht einen Hauch davon – nicht in der ersten Nacht und auch nicht in der zweiten.

 

Zwar war das auch nicht dieser merkwürdige Robotersex, den ich kannte. Aber diese allersüßeste Zartheit unser Seelen – nicht ein einziges Mal war sie auch nur aufgeflackert. Für sie war in dieser Art von Sexualität einfach kein Platz gewesen. Und so blieb sie für mich doch irgendwie oberflächlich. Ja, ich hatte echte Nähe und Intimität vermisst.

 

Aber es war doch trotzdem schön, oder? Das fragte ich mich – ich war mir nicht sicher und das ließ mich nicht schlafen. Und erst nach sehr langem Nachspüren fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Jan hatte tatsächlich absolut authentisch alles gemacht, wozu er Lust hatte. Und es war wunderschön, jemanden zu erleben, der so sehr seiner Freude folgte. Er hatte nur getan, wozu er Lust hatte – aber er hatte einfach kein einziges Mal Lust gehabt, zärtlich zu sein.

 

Er war nicht grob oder kalt – aber er war auch nicht zärtlich. Es gab keine einzige zärtliche Berührung und keinen einzigen zärtlichen Kuss. Und ich wusste: Das geht nicht. Das ist nicht meins. Ich bin zärtlich – und meine Seele ist es auch. Wo keine Zärtlichkeit ist, lässt sie sich erst gar nicht blicken.

 

Trotzdem, als Jan ging, war ich noch nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben – konnte es zwischen uns nicht vielleicht später noch zärtlicher werden? Aber dann half mir meine Energie, die Entscheidung zu beschleunigen – sie wusste noch vor mir, dass es nur eine Antwort gab: Später in Jans Café erfuhr ich durch einen verblüffenden „Zufall“, dass Jan eine Freundin hatte – und das fand ich schäbig. Nicht dass er eine Freundin hatte, aber dass er mir diese Tatsache verschwiegen hatte. Das war nun zu viel des Guten und in diesem Moment wurde alles wieder leicht: Jetzt konnte ich mich ganz ohne Mühe einfach umdrehen und gehen.

 

Wenn ich zurückdenke, erscheint mir die Sexualität mit Jan genau wie die Erfüllung meines Traums: Ich hatte mir jemanden gewünscht, dessen Verstand dabei genauso ausgelöscht ist wie meiner. Aber Jans Art von Sexualität erlebte ich wie ein Bad in ungehemmter Lebensfreude. Meine Art dagegen empfinde ich wie ein Bad in grenzenloser Zärtlichkeit – und diese beiden konnten nicht gleichzeitig stattfinden. Denn dafür war Jans Art zu vorschnell, zu forsch – sie überholte meine Art, noch bevor ich sie überhaupt einbringen konnte. So dass ich sie einfach ausfallen lassen und mich Jans Version angeschlossen hatte. Die eine ist nicht besser oder schlechter als die andere – aber wenn ich mich entscheiden muss, dann bleibt meine Wahl die Zärtlichkeit.

 

So, nun habe ich dir tatsächlich haarklein von meinem gesamten intimen Liebesleben erzählt. Und nicht nur dir, sondern theoretisch der ganzen Welt – ich kann es selbst noch nicht glauben, dass ich sowas getan habe! Aber ich weiß, dass es das einzig Richtige ist. Und nun will ich gründlich in mich gehen, was ich mit all dem eigentlich genau sagen will. Da ist eine Botschaft – oder mehrere? – die in mir drängt, bisher noch eher vage und unscharf. Sobald sie ganz klar ist, melde ich mich wieder. 

 

 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Luisa (Freitag, 24 Februar 2023 09:10)

    Liebe Mareike,
    Wow was für eine Reise!
    Wie bist du an den Punkt gekommen, an dem du Dir und deiner Wahrnehmung so bedingungslos vertrauen konntest?
    Ich merke, dass ich oft erst mich hinterfrage.
    Liebe Grüße,
    Luisa

  • #2

    Mareike (Freitag, 24 Februar 2023 10:40)

    Liebe Luisa,
    meine Schmerzen haben mich dazu „erzogen“. Sie haben mir jeden Weg versperrt, der sich neutral oder „ganz ok“ anfühlte. Nur das, was mir wirklich Lebendigkeit und Freude schenkt, lässt sie verschwinden. Mit der Zeit wurde deutlich, dass so ein Leben keinerlei Nachteile hat, so dass ich ohne zu zögern dorthin gehe, wo es sich schön und leicht anfühlt. Jeder Mensch kann so leben. Du musst nur achtsam sein und nur noch das mitmachen, womit du dich absolut wohl fühlst. Wenn du darauf triffst, kommst du gar nicht mehr auf die Idee, irgendwas zu hinterfragen – das tust du nur, solange du dich mit Kompromissen beschäftigst.

  • #3

    Luisa (Samstag, 25 Februar 2023 00:59)

    Huch ja genau, da ist sie wieder, die Klarheit. Hinterfragen braucht es gar nicht mehr, wenn die zweifelsfreie Wahrheit ans Licht kommt, dann gibt es auch Kompromisse nicht mehr, nur noch das, was sich ganz stimmig anfühlt.
    Danke für deine Antwort.

  • #4

    Mareike (Samstag, 25 Februar 2023 08:18)

    Genau, Luisa - wenn du dann auf deinen leichten Weg triffst, denkst du nur noch: „Aaaaaaahhh! Kein Wunder, dass sich alles so anstrengend angefühlt hat. Jetzt sehe ich, wie unnötig schwer ich es mir gemacht habe, indem ich mich in etwas hineinzwängen wollte, das gar nicht meins ist.“