Teil 1

Da bin ich wieder. Meinen leichten Weg konnte ich aufspüren und nun ergibt alles wieder Sinn. Er führt mich vorerst einfach zum Weiterschreiben. Aber nun mit einem ganz speziellen Fokus, nämlich auf die Themen Liebe, Beziehungen und vor allem: Sexualität.
Und erst nachdem mir das klar war, fiel mir in der Besucherstatistik meiner Webseite etwas auf: Niemand wühlt sich so ausgiebig durch meine gesamte Webseite wie diejenigen, die über meinen Blogbeitrag zu meiner Sexualität hierher gefunden haben. Mich wundert das auch nicht. Theoretisch ermöglicht uns unsere Sexualität den direkten Weg nachhause, zur Heimat unserer Seele. Und obwohl dieser Weg heute so zugemüllt, entstellt und pervertiert ist, kann sich kaum jemand seiner magischen Anziehungskraft entziehen. Warum sonst besteht der Großteil des Internets aus Sex?
In Liebesdingen habe ich enorm viel erlebt. Tonnenweise Liebeskummer und viele, viele wunderschöne Momente. Und nie habe ich so sehr das Gefühl gehabt, mich weiter zu entwickeln und zu entfalten, wie dann, wenn es um die Liebe ging. Dafür bin ich immer hundertprozentig eingetaucht, egal wo die Liebe mich hingeführt hat.
Es gibt ein wunderschönes Gedicht von Ralph Waldo Emerson. Es spricht mir so sehr aus der Seele, dass ich es mir schon vor vielen Jahren selbst übersetzt und auf meine Webseite gestellt hatte. Wenn du genauer wissen willst, was meine Haltung in Liebesdingen ist: Lies es dir durch, ich könnte es nicht besser erklären – und vor allem nicht schöner.
Und nun möchte ich über meine eigenen Liebeserfahrungen und besonders über die Erfahrungen mit meiner Sexualität schreiben. Aber warum? – fragst du dich vielleicht? Wieso sollte jemand so etwas tun wollen? Weil ich daraus unendlich kostbare Erkenntnisse gewonnen habe. Aber sie lassen sich nicht gut theoretisch vermitteln. Dann würden sie abstrakt bleiben und du würdest nicht verstehen, worauf ich am Ende eigentlich hinaus will. Es sind Dinge, die ich unbedingt teilen möchte und ich muss mir vorher noch gründlich Gedanken darüber machen, aber fest steht: Vorab muss ich dir von meinen Liebeserfahrungen erzählen. Ich lasse dich also jetzt ganz nah an meiner Entwicklung teilhaben, so dass du alles gut nachvollziehen kannst. Nur die Namen und nebensächliche Details habe ich geändert, um Persönlichkeitsrechte zu wahren. Also.
Mein Liebesleben fing erst relativ spät an. Vorher gab es eine kurze Beziehung mit jemandem, mit dem meine Freundinnen mich verkuppelt hatten, weil sie solches Mitleid mit mir hatten. Meinen ersten Zungenkuss fand ich so unromantisch, dass ich entsetzt war: Was soll an sowas schön sein? Andere können das gerne den ganzen Tag lang machen, aber ich möchte das bitteschön nie wieder erleben!
Aber dann, mit 17, traf ich Claus. Er war früher mein Gitarrenlehrer gewesen und nun traf ich ihn auf einer Party wieder. Er war zwei, drei Jahre älter als ich und wir waren beide unglaublich schüchtern. Es dauerte ewig, bis wir wirklich zusammenkamen. Aber dann: Wurde es die leichteste und harmonischste Beziehung, die man sich vorstellen kann. Und bis heute habe ich nie wieder eine solche Friedlichkeit und Zufriedenheit in einer Beziehung erlebt. Wir waren einfach immer gern in der Nähe des anderen.
Und für uns beide war es das erste Mal, dass wir mit jemandem schliefen – nachdem wir schon Monate zusammen waren. Das war natürlich aufregend, und danach war und blieb es einfach nur schön. In meiner Erinnerung sehe ich uns ununterbrochen unglaublich friedlich miteinander – alles in uns schien in Frieden, wenn wir zusammen waren.
Ich weiß noch, einmal verreisten wir zusammen mit einem befreundeten Paar. Und diese beiden stritten sich den ganzen Urlaub lang jeden Tag von morgens bis abends. Ich sehe Claus und mein Gesicht, innerlich verwundert – so ein Verhalten war uns so fremd, da konnten wir überhaupt nicht mitreden und nur betreten schweigen und einfach weiter händchenhaltend daneben hocken – das Bild ist niedlich, wenn ich daran denke.
Unsere wunderschöne Beziehung hielt genau zwei Jahre lang. Und dann, ganz plötzlich, wollte ich nicht mehr. Ich hatte nach dem Abi ein Freiwilliges Ökologisches Jahr angefangen und auf einmal wartete ein ganz neues Leben auf mich. Ich war zu neugierig auf neue Erfahrungen und diese Neugier schien meine Liebe für Claus zu verdrängen. Und zum ersten Mal erlebte ich, dass mein Körper noch vor mir weiß, wenn es aus ist: Als wir das letzte Mal zusammen schliefen, war plötzlich der Zauber weg. Diese einzigartige leise Freude und Beseeltheit, die immer dabei gewesen war – auf einmal fühlte es sich nur noch an, als würden zwei Roboter Sex haben. Da wusste ich, dass es vorbei ist.
Es folgte meine Studienzeit und eine neue Beziehung. Und dann wieder eine neue und die – beförderte mich in den Himmel! Das war mit Holger und ich liebte ihn wahnsinnig. Er war schweigsam und ein Eigenbrötler und – das gefiel mir besonders an ihm – völlig uneitel. Sein Aussehen schien ihn überhaupt nicht zu interessieren, eher notgedrungen bat er mich irgendwann, ihm die Haare zu schneiden – und danach war er für mich der schönste Mann der Welt!
Er machte immer einfach sein Ding und was alle anderen dachten oder taten schien ihm völlig schnuppe zu sein, er entschied immer selbst, was ihm gefiel. Ich mochte ihn so, so, so sehr und bis zum Schluss musste ich ständig an ihn denken. In meiner Erinnerung dackelte ich ihm ununterbrochen hinterher wie ein Hündchen – wie ein sehr, sehr glückliches Hündchen.
In Holgers Nähe zu sein machte mich so glücklich, dass es sich immer anfühlte, als würde mich jemand von innen durchkitzeln: Ich wurde albern und musste viel kichern und lachen und ließ mir ständig neue Spitznamen für ihn einfallen, über die ich nur noch mehr kichern musste. Einmal – noch ganz am Anfang – sprang Holger morgens aus dem Bett, um Brötchen zu holen. Während er sich anzog, fragte er mich: „Was willst du für Brötchen?“ Ich überlegte kurz und antwortete dann: „Ich hätte gerne ein blondes Brötchen mit Nickelbrille.“ – einfach nur ihn.
Und doch war es schwierig, Holger nah zu sein, weil er extrem verschlossen war. Diese Beziehung dauerte fünf Jahre lang, aber erst nach bestimmt drei Jahren hatte ich das Gefühl, dass wir wirklich ein Paar waren. Vorher bestand unsere Beziehung häufig darin, dass er vor mir flüchtete und ich versuchte, ihm wieder näher zu kommen – oft, indem ich ihn immer wieder eine gefühlte Ewigkeit ganz in Ruhe lassen musste.
Auch mit ihm zu schlafen liebte ich. Und hier gab es kein Gekichere mehr – nur noch staunendes Schweigen. In dieser Sexualität mit Holger beobachtete ich zum ersten Mal bewusst den Moment, wenn mein Verstand sich ausschaltete. Noch bevor es richtig losging, einen Hauch bevor wir uns berührten, war das wie ein plötzliches Fallen ins Nichts. Und nur kurz darauf löste dieses Nichts sich auf in etwas viel Größerem, das mich auffing – oder eher: es war etwas Größeres, in dem so etwas wie „fallen“ überhaupt nicht mehr existierte. Wie ein Wassertropfen, der sich in einem See auflöst – seine bisherige Existenz hört darin auf. Ab diesem Moment, wenn mein Körper dahinschmilzt, bleibt in mir nur noch ein ungläubiges Staunen – dieses unbeschreibliche Wunder begleitet bis heute meine Sexualität. Mit nur einer Ausnahme: Wenn eine Beziehung vorbei ist. Dann bleibt genau das aus und dieses letzte Mal fühlt sich für mich dann an wie „Robotersex“.
Aber zurück zu Holger. Etwas an unserer Intimität machte mich doch auch traurig: Wir waren nur dann zärtlich miteinander. Und ich meine wirklich nur dann. Wenn wir zusammen schliefen, musste ich mich sofort anschließend unter eine eigene Bettdecke verziehen. Holger wollte das so – und ich machte mit.
Vermutlich verliebte ich mich auch deshalb irgendwann in André und mit ihm begann ich meine nächste Beziehung. André kuschelte ununterbrochen mit mir – wow, wie schön war das dann! Ich erinnere mich an eine lustige Situation: Wir lagen seit Stunden eng umschlungen im Bett und guckten einen Film. Plötzlich umkrallte André mich ganz fest und motzte: „Mensch! Jetzt komm endlich kuscheln!“
Diese Beziehung endete, weil André chronisch pleite war. Ich arbeitete schon beim Fernsehen und bezahlte praktisch alles. Nach zwei Jahren wurde mir das zu bunt und es war aus. Aber dann: versank ich zum ersten Mal in dunkelstem Liebeskummer. Ich vermisste André so sehr. Aber ich wusste, ich konnte nicht zurück, seine Schnorrerhaltung hatte mich am Ende maßlos genervt – ich wollte das nicht mehr und unsere unzähligen Streits darüber hatten mich überzeugt, dass er sich nicht ändern würde.
Es gab also kein Zurück und so durchlebte ich diesen Liebeskummer. Und wuchs daran – zum ersten Mal spürte ich, dass ich mich verändern konnte und das war unglaublich faszinierend und belebend für mich. Überhaupt war ich seit zehn Jahren zum ersten Mal ohne Beziehung und das brachte ein ganz neues Lebensgefühl mit sich. Es kam mir vor, als ob ich jetzt erst anfing, mich selbst wirklich kennenzulernen und nach einer Weile gefiel mir das, ich war glücklich mit mir. Ich hatte immer mehrere sehr schöne Freundschaften und vermisste keine Liebesbeziehung.
Was ich allerdings vermisste, war Sexualität. In dieser Zeit hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass es irgendwie nicht richtig war, länger darauf zu verzichten. Als wäre ich es mir selbst schuldig, regelmäßig für diese wunderschönen Momente zu sorgen. Und mein größter Kummer nach der Beziehung mit André war, dass ich garantiert niemals wieder jemanden finden würde, der so dermaßen kuschelig war. Aber irgendwann entspannte ich mich und war bereit für was auch immer als Nächstes passierte. Und das war Tom.
Tom und ich – vom ersten Tag an verbrachten wir ein halbes Jahr lang so gut wie nur im Bett. Meine Sorge um zu wenig Kuscheligkeit hatte sich also erübrigt. Wir klebten aneinander, wir waren ununterbrochen eng umschlungen und möglichst immer ganz nackt. Wenn ich an Tom denke, denke ich an „meine nackte Beziehung“. Nachts schliefen wir aneinander gelöffelt und rollten uns synchron auf die andere Seite. Ich arbeitete kaum – es erschien mir absurd, das mehr als nötig zu tun, wenn ich stattdessen diese wundervolle Zweisamkeit genießen konnte.
Irgendwann, nach vielen Monaten lösten wir uns ein kleines bisschen voneinander. Und dann passierte etwas für mich extrem Verstörendes: Tom schlief mit seiner Exfreundin. Uh. Das war ein Schlag. Es ging mir nicht um diese andere Frau – ich war noch nicht mal eifersüchtig. Aber ich war völlig irritiert, wie Tom dazu in der Lage gewesen sein konnte? Ich selbst war doch übervoll mit unserer wunderschönen Liebe – warum war in ihm noch Platz für eine weitere Liebe? Damals bekam ich zum ersten Mal eine Ahnung davon, dass mein Partner etwas ganz anderes in unserer Sexualität erleben könnte als ich es tat. Ich wurde immer nachdenklicher und letztlich erholte sich unsere Beziehung nicht mehr von diesem Schlag und so hielt sie am Ende nicht mal ein Jahr.
An die Zeit danach habe ich kaum besondere Erinnerungen an Beziehungen. Da waren einige, hier und da für ein paar Wochen oder Monate. 2006 erlebte ich mein seelisches Erwachen, meine Schmerzen fingen an und 2009 zog ich nach Worpswede. Vor meiner Zeit in dem schnuckeligen kleinen Häuschen wohnte ich zwei Jahre lang in einer schönen Wohnung in derselben Gegend. Um diese Zeit lernte ich Stefan kennen. Wir wurden ein Paar, allerdings war das eine sehr merkwürdige Beziehung, bei der sich heute noch meine Stirn runzelt, wenn ich daran denke. Sie war völlig anders als alle anderen…
Das für mich Ungewöhnlichste war, dass ich nicht gerne mit Stefan schlief. Ja, ich hatte das gleiche Robotergefühl dabei, das ich eigentlich nur kannte, wenn mein Körper mir sagte, dass eine Beziehung vorbei ist. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Manchmal trennte ich mich, aber früher oder später waren wir doch wieder zusammen.
Stefan war aber auch derjenige, mit dem ich die Nacht an der Hamme verbrachte – die Nacht meiner Erleuchtung. Ich erinnere mich: In diesem erleuchteten Zustand war ich voll innerer Freude und genoss alles an diesem Campingabend wie noch nie etwas vorher. Und als wir dann spät nachts ins Zelt krochen, wurde mir klar, dass ich gerne mit Stefan schlafen wollte. Ich wunderte mich selbst, denn es ging mir sonst wirklich nie so mit ihm. Aber jetzt – wollte ich. Allerdings hatte das, was ich wollte, nichts mit dem Sex zu tun, den ich bisher mit Stefan kannte. Seine Art war mir richtig unangenehm. Er wirkte irgendwie nicht authentisch, nie wirklich nackt. Als spielte er eine Show vom perfekten Liebhaber wie er ihn sich vorstellte. Dazu machte er manchmal Kommentare, die ich als peinlich empfand.
Was ich dagegen jetzt, im Zelt an der Hamme, wollte, war etwas völlig anderes: Ich wollte Stefan lieben. Und sofort kam Widerstand in mir auf. Ich wollte ihn so lieben, wie ich es wollte – und nicht auf seine Art. Ja, in dieser wunderschönen Nacht meiner Erleuchtung wollte ich Stefan wirklich lieben – und nicht diesen merkwürdig gekünstelten Sex erleben. Kurz überlegte ich, es einfach sein zu lassen und mein Bedürfnis zu ignorieren. Einfach schnell einzuschlafen. Aber mein Erleuchtungsbewusstsein war noch so frisch, dass mir von ganz allein eine bessere Idee kam – ich bestimmte einfach: Stefan wird heute die Klappe halten. Ich will keinen Mucks von ihm hören. Sollte er es wagen, auch nur den Mund aufzumachen, werde ich ihm notfalls eine knallen, damit er ruhig ist.
Einerseits meinte ich das wirklich so. Aber im selben Moment wusste ich, dass es genau aus diesem Grund nie so weit kommen würde – diese intensive Bestimmtheit, die mich plötzlich erfüllte, würde reichen. Ich wollte Stefan lieben. Ihn wirklich tief berühren, zärtlich sein, meine Liebe fließen lassen. Und ich war nicht bereit zu dulden, dass er mir diese Erfahrung kaputt machte. Stefan muss diese Klarheit gespürt haben, denn er war wie verwandelt. Er sagte keinen Piep und ließ zu, dass ich ihn auf meine Art liebte – zärtlich, leise, weich, langsam, sanft. Er selbst machte überhaupt nichts. Er war passiv und empfing nur. Es war wunderwunderschön. Beseelt und heilig. Hinterher konnte ich nicht aufhören, Stefan zärtlich zu berühren.
Aber der wurde bald müde und schlief ein. Das tat weh. In diesem Moment sah ich auf einmal glasklar, dass zwischen uns Welten lagen, wenn es um Liebe und Zärtlichkeit ging. Es reichte aus dafür, dass diese eine Nacht wunderschön war. Aber nun wusste ich, dass ich ganz andere Liebespartner brauchte, um mein eigenes Liebespotenzial voll ausleben zu können. Diese Erkenntnis brachte eine große Erleichterung: Ich konnte endlich aufhören zu versuchen, Stefan oder mich zu verändern. Aufhören, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich bloß falsch machte.
Diese „erleuchtete“ Sexualität mit Stefan blieb einmalig. Danach war alles wie vorher: Ich atmete auf, wenn er keine Lust hatte. Nach zwei Jahren musste ich aus meiner Wohnung ausziehen und ich hatte das niedliche kleine Häuschen gefunden. Oder besser gesagt, ich hatte es mir wirklich meisterlich erschaffen, aber das ist eine andere Geschichte. Bevor ich einziehen konnte, musste ich das Haus wochenlang renovieren. Mit Stefan fühlte ich mich immer unwohler und wir stritten ständig. Es gab wenig gemeinsame Zeit und stattdessen nur Nächte, in denen ich hoffte, dass wir nicht zusammen schlafen würden. Was war das bitteschön für ein unglaublicher Murks?
Aber dann passierte etwas. Das so kostbar war, dass ich bis heute denke: Allein für diese Erfahrung hat sich der ganze Frust gelohnt. Es war ganz kurz vor meinem Einzug in das Häuschen. Stefan hatte anfangs laut herumgetönt, wie sehr er mir mit der Renovierung helfen würde. Aber dann hatte er mich doch wieder immer nur vertröstet und ich machte so gut wie alles allein. Als alles fast fertig war und ich eines Tages allein in dem leeren Haus war, kriegte ich einen Nervenzusammenbruch. Stefan hatte mich wieder wegen irgendwas versetzt und ich war es so leid. Ich musste weinen und meine Schmerzen quälten mich. Weil noch keine Möbel da waren, legte ich mich zusammengekrümmt auf den nackten Holzfußboden und weinte.
Ich war so unglücklich mit dieser Beziehung und ich verstand nicht, warum ich diesen Idioten nicht einfach auf den Mond schießen konnte? Ich spürte, dass das aus irgendeinem verhexten Grund nicht ging. Ich konnte hundertmal sagen: „Es ist aus.“ Und gleichzeitig merkte ich an meiner eigenen Stimme, dass das überhaupt keine Bedeutung oder Wirkung hatte. Was war das für ein Scheiß?! Ich dachte: Da habe ich nun dieses traumhafte Häuschen gefunden und freue mich so sehr auf meinen neuen Lebensabschnitt hier – aber ich werde doch niemals irgendwas davon genießen können, wenn ich bis an mein Lebensende diesen Typ an der Backe habe! Mit dem ich noch nicht mal schlafen oder ihn auch nur küssen will!
Ich weinte und weinte und war unendlich traurig und verzweifelt. Wenn es mir bisher nicht gelungen war, diese Beziehung zu beenden – wie sollte das jemals klappen? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es überhaupt eine Lösung für dieses merkwürdige Problem geben konnte. Lange weinte ich dort auf dem Fußboden leise vor mich hin. Irgendwann wurde ich ruhiger und plötzlich – war es auf einmal ganz still in mir. Und dort hörte ich meine eigene Stimme zu mir sprechen: Mareike, du möchtest nicht mehr mit Stefan zusammen sein? Na aber das ist doch nun wirklich überhaupt kein Problem. Wirklich – nichts leichter als das. Mach dir keine Sorgen.
Mehr nicht. Aber sofort stoppten meine Sorgen. Und der ganze Kummer fiel von mir ab, meine Schmerzen lösten sich auf und ich wusste: Ich werde nicht bis an mein Lebensende mit Stefan zusammenbleiben müssen. Und plötzlich hatte ich auch überhaupt keine Lust mehr, mir Gedanken darum zu machen. Ich sprang auf und erledigte die letzten Vorbereitungen für meinen Einzug.
Abends ging ich joggen und kurz bevor ich wieder zuhause war, traf ich zwei Spaziergänger auf der Straße, sie guckten sich dort irgendwas an – einen Frosch? Ich blieb stehen und unterhielt mich mit ihnen. Vor allem mit dem Mann. Es war nur ein kurzer Plausch und schon lief ich weiter nach Hause. Aber da spürte ich auf einmal etwas Verblüffendes: Nur diese paar Minuten in das Gesicht dieses Mannes zu schauen – hatte mich von Stefan geheilt. Mir war klargeworden: Das war ein waches und klares Gesicht eines erwachsenen Mannes. So muss es sich für mich anfühlen, meinen Partner anzuschauen – von allem, was sich weniger leicht anfühlt habe ich die Schnauze voll, das will ich niemals wieder erleben.
Ich wusste noch nicht so recht, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen sollte, sie fühlte sich einfach nur gut an. Aber als Stefan am nächsten Tag zum Helfen beim Umzug auftauchte, spürte ich gleich als ich ihn sah, dass es aus mit uns war – und diesmal endgültig. Und so war es. In diesem Moment endete das, was ich bis heute als „meine merkwürdige Beziehung“ in Erinnerung behalte. Und meine aufregende Zeit in dem kleinen Häuschen mit dem riesigen Garten ging los.
Und soviel verrate ich jetzt schon: Sie fing an mit fast sieben Jahren ohne Liebesleben – es gab absolut keins. Keinen Flirt, keine Affäre, keinen Kuss, keine Berührung mit irgendeinem Mann. Und als dann wieder die Liebe in meinem Leben auftauchte, war alles völlig anders als zuvor. Und davon möchte ich dir in meinem nächsten Blogbeitrag erzählen.
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Katharina (Mittwoch, 15 Februar 2023 14:14)
Liebe Mareike,
Nun bin ich aber gespannt wie ein Flitzbogen auf die Liebe deines Lebens ��
Mareike (Mittwoch, 15 Februar 2023 14:29)
Ganz zu Recht, liebe Katharina - stay tuned!
Luisa (Mittwoch, 15 Februar 2023 19:24)
Hurra, was für eine grandiose Erzählung!! Ich freue mich riesig darüber, dass du deine Erfahrungen und dein Wissen in diesen Themen teilst. Und dass du wieder auf deinen leichten Weg gestoßen bist. Das gibt mir sehr viel Hoffnung. Danke!
Mareike (Mittwoch, 15 Februar 2023 19:26)
Und ich freue mich riesig, dass ich dich endlich wieder hier sehe, liebe Luisa! Danke!