Dich selbst verstehen

Ich schreibe wieder! Ich war mir nicht sicher, ob mir noch länger danach sein würde. Die bisherigen Themen hatten sich angefühlt, als wären sie schon viel zu lange gefangen in mir. Nun sind sie endlich raus und ich bin glücklich, dass ich sie in meinen Worten, genau so, wie ich sie empfinde, ausdrücken konnte. Vor allem nach meinem letzten Artikel über unsere Sexualität ist mir erst bewusst geworden, wie viel von mir ich eigentlich versteckt gehalten hatte.
Also diese Idee mit dem Blog war ein großer und heilsamer Schritt für mich und ich würde nun sogar jedem Menschen so etwas empfehlen. Dabei spielt es keine Rolle, ob den Blog tatsächlich irgendjemand liest. Es reicht, dass ihn jeder lesen könnte – denn das erzeugt eine Ernsthaftigkeit beim Schreiben: Was ist meine Meinung hierzu und dazu, was sind meine Überzeugungen, an was glaube ich, wie sehe ich mich selbst, wie bin ich authentisch und was möchte ich ganz dringend sagen? All solche Überlegungen beantwortet man sich selbst viel gewissenhafter, wenn theoretisch die ganze Welt davon erfahren könnte – jedenfalls mir geht es so.
Durch das sorgfältige Formulieren, so dass andere überhaupt etwas damit anfangen können, hat sich alles auch für mich selbst noch viel mehr geklärt. Und erst wenn ich meine Aussagen zweifelsfrei als Wahrheit empfinde, traue ich mich, sie zu veröffentlichen, denn nur dann könnten kritische Kommentare mich nicht mehr verunsichern oder verletzen. Ich musste mich also mit all meinen Zweifeln konfrontieren, um endlich das auszudrücken, was mir so sehr auf dem Herzen lag. Kurz: Mich der Welt zu zeigen, hat vor allem mir selbst große Klarheit gebracht und deshalb empfehle ich es jedem Menschen.
Und nun habe ich – ganz ohne diesen drängenden Druck – einfach Lust zu schreiben, über eine Erkenntnis aus den letzten Tagen: Mir ist plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen, warum das, was ich einfach „alles zulassen“ nenne, so wichtig ist – jedenfalls für Menschen, die sich Veränderung und Entfaltung wünschen. Das möchte ich jetzt näher erklären.
Alles zuzulassen, was von allein geschehen will, ist nicht unsere übliche Lebensweise. Im Gegenteil, normalerweise versuchen wir, alles schön zu planen und zu organisieren und es dann ordentlich auf die Reihe zu kriegen. So gestalten wir unseren Alltag und unser Leben – aber auch uns selbst. Wir lassen uns selten einfach so gehen, sondern die meiste Zeit funktionieren wir ordentlich, wir reißen uns zusammen, beißen die Zähne zusammen, „stellen uns nicht so an“, wenn’s mal schwierig wird und wenn etwas Unvorhergesehenes passiert – zum Beispiel, wenn uns etwas traurig oder wütend oder ängstlich macht, sehen wir das eher als nervige Störung an und versuchen, uns nicht lange davon aufhalten zu lassen.
Das klingt vielleicht sehr verallgemeinernd und es gibt natürlich Menschen, die sich mehr und andere, die sich weniger so verhalten. Aber meiner Beobachtung nach leben so gut wie alle Menschen viel mehr in diesem Stil als es ihnen guttut. Und ich selbst würde auch noch so leben, wenn ich aufgrund meiner Schmerzen nicht so extrem empfindlich wäre und mich deshalb jedem geringsten Unwohlsein widmen müsste.
Also tue ich das. Und zwar, indem ich mich an einen stillen, warmen, gemütlichen Ort zurückziehe, die Augen schließe und dann alles zulasse, was sich von allein in mir zeigt. Ich nehme mir Zeit dafür, ganz ohne Eile. Und dann geschieht jedes Mal etwas, das mir wie ein Wunder vorkommt, wie eine magische Selbstheilung. Diesen Prozess empfinde ich als so wertvoll und schön, dass es mich traurig macht, dass offensichtlich so wenige Menschen davon wissen, geschweige denn ihn selbst nutzen, um seine heilsame Wirkung zu erfahren. Ich will dieses „Alles-zulassen“, wie ich es meine, nun also genau beschreiben. Und etwas ausholen, um zu erklären, warum es überhaupt funktioniert.
Das, was wir sind – das Wesen, das wir sind – ist Bewusstsein. Wir sind also geistige Wesen. Unsere Realität, also die Welt, in der wir uns befinden, besteht aus Energie (hier hatte ich das genau erklärt). Und auch wenn sich alle Realitäten auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sehen, hat doch jeder Mensch seine eigene Realität, die er in jedem Moment seines Daseins automatisch erschafft. Denn seine Energie, die das „Baumaterial“ seiner Realität ist, existiert nur dazu, um sein Bewusstsein zu repräsentieren und zu manifestieren.
Einerseits bedeutet das eine grenzenlose Freiheit, denn theoretisch haben wir die Fähigkeit, uns von unserer Energie alles erschaffen zu lassen, was wir für möglich halten. Aber es bedeutet auch, dass wir ganz allein die volle Verantwortung für unsere Schöpfungen tragen. Wenn uns etwas nicht gefällt, können wir niemand anderem mehr die Schuld dafür in die Schuhe schieben.
Je bewusster wir sind – je mehr Bewusstsein wir haben, oder eher sind – desto leichter wird das bewusste Erschaffen. Erleuchtung bedeutet das Maximum an Bewusstheit, das wir in unser Dasein hier als Mensch auf der Erde hineinbringen können. Bewusstsein kann nicht gelernt oder studiert, sondern nur zugelassen werden – du lässt zu, dass es dich ergreift und erfüllt. Und das klingt so einfach, aber genau darin liegt die eigentliche Herausforderung. Denn wenn wir das versuchen, werden wir zwangsläufig auf unsere noch vorhandenen Begrenzungen stoßen. Auf die Überzeugungen, mit denen wir unser Bewusstsein selbst beschränken. Weil wir es so gelernt haben – von anderen oder durch schmerzhafte Erfahrungen in der Vergangenheit, aus denen wir bestimmte Schlüsse gezogen haben.
Wenn wir auf der seelischen Ebene unseres Seins gewählt haben, dass es Zeit ist, zu erwachen, rücken diese Selbstbeschränkungen in unseren Fokus. So dass wir sie erkennen und loslassen können. Und nun habe ich sehr weit ausgeholt und bin an genau dem Punkt angekommen, den ich eigentlich erklären möchte: beim „Alles-zulassen“.
Wenn wir alles zulassen, was sich uns innerlich zeigt, kann sich unsere Energie genau so einfinden, wie sie unserem momentanen Bewusstsein entspricht. Und das bedeutet umgekehrt: Wir können innerlich an unserer Energie ablesen, wo wir stehen – und so können wir uns selbst erkennen, uns selbst verstehen. Wir spiegeln uns also in unserer eigenen Energie und können dadurch begreifen: Ah! So bin ich also. Das also ist mein momentanes Bewusstsein – kein Wunder, dass ich damit genau diese bestimmte Situation in meinem Leben erschaffen habe. Jetzt ergibt sie Sinn.
Ein so erschaffenes Ergebnis würde ich nicht unbedingt „Schöpfung“ nennen – jedenfalls ist es keine bewusste Schöpfung. Nein, es ist ja genau aus Unbewusstheit entstanden. Diesen unbewussten Ursprung können wir durch das Zulassen erkennen und auflösen und anschließend durch eine bewusste neue Wahl ersetzen.
Solche wundervollen Veränderungen erlebe ich jeden Tag und um das Ganze greifbarer zu machen, erzähle ich dir ein sehr anschauliches Beispiel von mir. Es ist etwas, das ich vor ungefähr einem Jahr erlebt habe und das Ergebnis dieser Geschichte passt sogar perfekt zu diesem Thema.
Also. Ich lag mal wieder da mit Schmerzen, weil es mir aus irgendeinem Grund schlecht ging. Wie immer ließ ich einfach alles zu, was sich mir innerlich zeigte. Nachdem ich schon eine ganze Zeit lang nur still dagelegen hatte, nahm ich leise etwas wahr, das ich noch nicht in Worte fassen konnte. Also ließ ich weiter alles zu, was in mir vorging. Nach einer Weile erkannte ich etwas irgendwie Vertrautes. Also spürte ich dort weiter nach – ganz offen und unvoreingenommen ließ ich alles weiter geschehen. Bis ich es klar sehen konnte: Ich fühlte mich, als würde ich auf einem Pferd sitzen. Und dieses Pferd sollte eigentlich stillstehen, aber weil es so unglaublich viel Energie hatte, war ihm das einfach nicht möglich, so dass es die ganze Zeit nervös und ungeduldig auf der Stelle herumtrippelte. Ich hatte große Schwierigkeiten, es ruhig zu halten. Ja, je mehr ich das versuchte, indem ich die Zügel anzog, desto mehr fing es sogar an zu buckeln. Es wusste einfach nicht, wohin mit seiner Kraft. Das Pferd war eindeutig „vom Hafer gestochen“ und nicht in der Lage, einfach nur dazustehen.
Mehr passierte nicht – einfach nur das. Also habe ich mir wiederum dieses innere Bild einfach weiter angeguckt. Und plötzlich wurde mir klar, dass dieses Gefühl, das ich da oben auf dem Pferd hatte, genau dasselbe Gefühl war, das ich schon seit Jahren in einem wiederkehrenden Traum erlebte – ein frustrierender Traum, der mich jedes Mal verwirrt und verärgert zurückließ. Er war immer genau gleich:
Ich fahre ganz langsam ein Auto, das ich gleich an der Straße parken will. Als ich bremse, bleibt das Auto aber nicht still stehen, sondern es wabert ganz merkwürdig schwabbelnd auf der Stelle hin und her und vor und zurück und auf und ab, so dass ich ständig kurz davor bin, irgendwelche Pfeiler, Mauern, andere Fahrzeuge oder sogar Passanten anzudötschen. Das Auto will einfach nicht stillstehen, als es das soll. Um mich herum sammeln sich bald Leute, die mich anglotzen und nicht fassen können, dass ich zu doof bin, um einfach ein Auto abzustellen. Das Auto funktioniert aber nicht wie normale Autos – sieht das denn verdammt nochmal keiner? Aber niemand glaubt mir und das macht mich jedes Mal extrem wütend – und so wache ich völlig gestresst und genervt auf.
Dieser Traum fiel mir plötzlich wieder ein, weil dieses innere Gefühl des unruhigen Pferdes unter mir sich ganz genauso anfühlte. Aber was sollte das? Was sollte dieses Bild mit dem Pferd und was sollte immer wieder dieser Traum mit dem Auto? Ich verstand nichts – und ließ deshalb weiterhin einfach alles zu, was sich innerlich zeigte.
Und dann, plötzlich, wie aus dem Nichts, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Dieses Auto war überhaupt nicht zum Parken da! Es war tatsächlich kein normales Auto, denn dieses Auto konnte nur eins: rasen, fliegen, flitzen. Kreuz und quer, über Stock und Stein, in den Himmel und durchs Meer. Es war ein Wirbelwind, der so voller Freude war, dass er nichts anderes konnte, als ausgelassen und strahlend durch die Welt zu sausen!
Und ich saß da drin und machte nichts anderes als auf die Bremse zu treten. Kein Wunder, dass das nicht klappte…
Dieses Auto war nicht zum Bremsen und Parken da. Es konnte nur flitzen. Und der Traum wollte mir die ganze Zeit zeigen, dass hier nur eins hilft: Den Fuß von der Bremse, die Hände vom Lenkrad, mich zurücklehnen und die Reise genießen. Ich wusste plötzlich, dass das Auto ganz genau weiß, wohin es will und seinen Weg kennt. Denn es ist mein Weg. Der beste Weg, den es gibt für mich. Ich kenne ihn nicht – mein Verstand ist zu klein dafür – aber mein Auto – meine Seele – weiß ganz genau, was es tut. Ich brauche nur loszulassen. Wie auf dem Pferd, dem ich die Zügel freigebe und es einfach rennen lasse. Dann kann endlich all das geschehen, was perfekt für mich ist.
Jetzt kapierte ich es und ich wusste plötzlich zweifelsfrei, dass ich mir vertrauen kann – so dass ich nun nicht mehr bremsen oder an irgendwelchen Zügeln zerren wollte. Nein, jetzt wollte ich alles loslassen, mich zurücklehnen, den Dingen vertrauen und ihnen ihren Lauf lassen. In diesem Moment entspannte sich mein Körper und alles in mir atmete auf.
Diese wundervolle Neuausrichtung war möglich geworden, indem ich an jedem Punkt immer wieder alles zugelassen hatte, was sich von allein in mir gezeigt hatte. Ich konnte erkennen, wo mein Leben hakt, weil mein Bewusstsein hakt: an der Überzeugung, dass ich alles regeln und kontrollieren muss. Durch das Zulassen konnte ich verstehen, dass das bloß eine alte Überzeugung ist, die nicht der Wahrheit entspricht. In Wahrheit ergeben sich die Dinge in meinem Leben von allein, wenn ich mich selbst ganz raushalte – und nachdem ich das für mich gewählt hatte, tauchte auch der Traum nie wieder auf.
Wenn du dich mit irgendetwas unwohl fühlst in deinem Leben – wenn etwas anstrengend oder unangenehm wird, frustrierend, traurig oder hässlich – bitte beiß auch du nicht länger die Zähne zusammen, sondern probier stattdessen dieses Zulassen selbst mal aus. Du wirst so glücklich über diese jederzeit zugängliche „Selbstmedizin“ sein und der Ausblick auf dein Leben, der dich anschließend erwartet, wird dich unendlich erleichtern und beflügeln! Ich bin sicher, dass du sofort anderen von diesem wundervollen Heilungsweg erzählen willst – ja bitte, mach das!
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